Geniekult & Machtmissbrauch
Seit „Metoo“ und dem Skandal rund um Harvey Weinstein ist das Thema Machtmissbrauch nicht nur im Filmbusiness ein offenes Geheimnis. Auch am Theater beschreiben Betroffene längst ein Klima der Angst, zeichnen das Bild einer toxischen Arbeitsatmosphäre, das von verbalen, gewalttätigen bis sexistischen Übergriffen geprägt ist. In der Film– und Theaterbranche, die vom sogenannten „Geniekult“ und von der magnetischen Wirkung seiner Stars lebt, ist das Machtgefälle groß.
Die Welt hinter den Kameras und den Kulissen kann für viele Kulturschaffende ein Albtraum sein. Denn einige Regisseure, aber auch bekannte Schauspieler missbrauchen offenbar ihre Macht und behandeln ihre Mitmenschen am Set oder auf der Bühne mutmaßlich mit Verachtung oder sogar missbräuchlich. Können sich Regisseure und Schauspielende alles erlauben, weil das System es so ermöglicht?
„Gegen das Schweigen“ heißt eine neue deutsche TV-Dokumentation, die der NDR am 11. März ausstrahlt, und jenen Machtmissbrauch thematisiert. Drei Jahre lang haben die beiden investigativen Journalistinnen Kira Gantner und Zita Zengerling recherchiert und mit mehr als 200 Betroffenen über die Probleme gesprochen. Auch wenn die Erlebnisse und Situationen unterschiedlicher Natur sind, scheint das System dahinter offenbar sich ähnlicher Mechanismen zu bedienen. Schwere Vorwürfe werden in der Dokumentation u.a. auch gegen zwei österreichische Künstler erhoben.
Eines verbal wie körperlich gewaltsamen Verhaltens wird Theatermacher Paulus Manker, der mit seiner „Alma-A Show Biz ans Ende“ rund um den Globus für Furore sorgte, von Ex- Mitarbeiter:innen bezichtigt. Der vielfach preisgekrönte Drehbuchautor und Regisseur Julian Pölsler, bekannt für seine Marlen Haushofer - Verfilmung „Die Wand“ oder die „Polt“-Krimis, wird der anzüglichen wie sexualisierten Grenzüberschreitung bezichtigt.
Der kulturMontag hat mit Betroffenen gesprochen und ist der zentralen Frage der Dokumentation nachgegangen, wieviel Verantwortung Täter:innen tragen und wieviel Verantwortung bei Kolleg:innen, Geldgebern, Produktionsfirmen, Sendern und dem Publikum liegt.
Im Gespräch mit Peter Schneeberger und der „we_do“ Coachin Meike Lauggas nimmt Paulus Manker live im Studio erstmals Stellung zu den Vorwürfen.
TV-Beitrag: Tiziana Aricò & Sophie Weilandt