Die entsorgte Republik

90 Jahre Februarkämpfe

Werbung Werbung schließen

Vor 90 Jahren endete mit den blutigen „Februarkämpfen“ im Jahr 1934 die 1. Republik, die von Beginn an von gesellschaftlicher und politischer Radikalisierung gekennzeichnet war. In dieser politisch instabilen Zeit nach dem Ende des Ersten Weltkrieges begann sich eine Vielzahl rechtsstehender paramilitärischer Einheiten zu formieren. Diese sogenannten Heimwehren waren eng mit den bürgerlich-konservativen Parteien verflochten. Im sozialdemokratischen Lager wurde im Jahr 1923 der Republikanische Schutzbund begründet.

Ausstellungsansicht Dollfußmuseum
ORF

Zwischen den bewaffneten Verbänden kam es immer wieder zu gewaltsamen Auseinandersetzungen. Befördert durch massive wirtschaftliche Krisen, Inflation und Arbeitslosigkeit, gewannen Anfang der 1930er Jahre auch die Nationalsozialisten in Österreich an Zulauf. Die Gewaltereignisse in Folge der Demonstrationen und des Justizpalastbrandes am 15. Juli 1927 bildeten einen Wendepunkt in der politischen Geschichte der Ersten Republik. Diejenigen Kräfte, die die Demokratie ablehnten und die Errichtung einer Diktatur verfolgten, wurden zunehmend stärker. Bundeskanzler Engelbert Dollfuß hatte bereits 1933 das Parlament ausgeschaltet. 1934 war Österreich auf dem Weg in die Diktatur.

Dollfuß Geburtshaus
ORF

Jahrzehntelang spaltete die von Engelbert Dollfuß errichtete Diktatur Österreichs politische Lager. Nach wie vor entzünden sich an dem Gründer des austrofaschistischen Ständestaats die Geister, wie die jüngste Diskussion um das geplatzte „Dollfuß-Museum“ in seiner niederösterreichischen Heimatgemeinde Texingtal zeigt. Seit mehreren Jahren ist das Museum, das ehemalige Geburtshaus von Engelbert Dollfuß, in den Schlagzeilen, wurde es doch vonritikern als Huldigung des austrofaschistischen Kanzlers Dollfuß deklariert.

Engelbert Dollfuß
ORF

Der aktuelle Innenminister Gerhard Karner, ehemaliger Bürgermeister der Gemeinde Texingtal, beauftragte ein Kuratoren Team mit einer kritischen Neubewertung. Im Februar wollte der Wissenschafts-Verein „MERKwürdig“ sein neues Konzept der Öffentlichkeit vorstellen. Doch eine Geheimaktion machte alle Pläne zunichte. Denn die Dollfuß-Erben, die im Besitz der Ausstellungsstücke sind, überlassen nun das komplette Konvolut der Landessammlung Niederösterreich. Jenes soll jetzt restauriert und vom Haus der Geschichte in St. Pölten bewertet werden.

Heldenkanzler oder austrofaschistischer Diktator? Es scheint, als würde die Diskussion um die Rolle des Engelbert Dollfuß noch immer nicht beendet sein. Der kulturMontag über die Februarkämpfe und einer Reportage aus dem Texingtal.

TV-Beitrag: Imogena Doderer

Links: