Prekariat trifft High Snobiety
Die Schauspielerin Johanna ist auf Wohnungssuche. Kein leichtes Spiel in Zeiten wie diesen, sind die Mieten doch teuer, die Wohnungen knapp und als freischaffende Künstlerin entspreche sie sowieso nicht gerade der Traumvorstellung der Hauseigentümer. Und doch scheint sie Glück zu haben. Johanna findet im ganz normalen Maklerwahnsinn ein leistbares Apartment.
Ihre Vermieterin Liliane ist geplagt von Existenznöten, die ihre „magere“ Witwenpension von 3900 Euro im Monat mit diesem Zusatzeinkommen aufbessern will. Denn wie soll frau sich neben Tennisplatz, Schönheitsbehandlungen & Co die hohen Fixkosten für die schnieke Wohnung in Wien und das Haus in Niederösterreich noch leisten können?
Margarethe Tiesel ist in der Rolle der durchtriebenen, bösartigen und hinterhältigen Vermieterin zu sehen, die mithilfe eines „Wohnungsexperten“ alle Register der schmutzigen Tricks zieht. Eine Welt, in der Schwindel und Betrug auf der Tagesordnung stehen, Recht nicht gleich Gerechtigkeit bedeutet und die erste Klage nicht lange auf sich warten lässt. Unter dem Motto „Prekariat trifft High Snobiety“ liefert der Wiener Regisseur Sebastian Brauneis mit seinem Film „Die Vermieterin“ einen gallig-sozialkritischen Kommentar zur Situation am österreichischen Wohnungsmarkt.
Mit No-Budget-Charme und Witz, ausgeklügelten Charakteren, pointierten Dialogen und bitterbösen Plot-Twists gibt er Einblick in die Mietmisere, die er am eigenen Leib erfahren musste. Rund ein Jahr lang war Brauneis selbst auf Wohnungssuche, und hat seine bitteren Erfahrungen in den Film einfließen lassen. Allein in den letzten 10 Jahren sind die Preise für Mietwohnungen in Wien um rund die Hälfte gestiegen, die Preise für Eigentumswohnungen sogar um 77%. Laut einer aktuellen Marktanalyse sei die Nachfrage an neuem Wohnraum nach wie vor ungebrochen.
Über Low-& No-Budget Filme und über den Konfliktstoff Wohnen erzählt Sebastian Brauneis live bei Clarissa Stadler im Studio.
TV-Beitrag: Alexander Bogner