Ein fanatischer Revolutionär
Er war scharfzüngig, radikal in seinen Positionen, nüchtern und gefühlskalt in seinen Strategien: Wladimir Iljitsch Uljanow, besser bekannt unter seinem Kampfnamen Lenin - marxistischer Theoretiker, Revolutionär, Gründer der Sowjetunion, des größten Staates der Erde, der den Menschen eine helle Zukunft versprach, aber Gewalt und Unterdrückung brachte und nach 70 Jahren im Chaos versank.
Gewalt und Terror sind von Anfang an fixer Bestandteil seiner Vorstellung von Machtausübung. „Keine große Revolution sei denkbar, betonte Lenin „ohne einen Krieg im Innern, das heißt einen Bürgerkrieg“. Nur so würden die „Elemente der Zersetzung“ zum Vorschein kommen und vernichtet werden können. Im Notfall müsste man eben auch Arbeiter erschießen. Nicht den leidenden Menschen galten Lenins Prioritäten, sondern einer Politik, die weder nach Moral noch nach Mitgefühl fragte.
Mit Putins Angriffskrieg auf die Ukraine rückt Lenins politisches Vermächtnis wieder in den Blickpunkt der Öffentlichkeit. Seine Politik - in seiner Heimat fast vergessen, diente dem russischen Präsidenten im Februar 2022 plötzlich als Begründung für seinen Angriffskrieg. Er behauptet, erst Lenin und die Bolschewiki haben den ukrainischen Staat geschaffen. Die unabhängige Ukraine – für Putin ein Verrat Lenins.
Im Vorfeld von Lenins hundertstem Todestags Ende Jänner, hat das österreichische Historiker-Duo Verena Moritz und Hannes Leidinger mit ihrer neuen Biografie „Lenin“ eine Neubewertung unternommen und auch Bestseller-Autor Michael Köhlmeier lässt den fanatischen Revolutionär in seinem neuen Roman „Das Philosophenschiff“ wieder auferstehen.
Wer war dieser Mann, der vom Visionär zum Diktator wurde, der die Weltgeschichte so maßgeblich beeinflusste und offenbar eine Zündschnur bis in die Gegenwart gelegt hat? Dazu ORF-Korrespondentin Carola Schneider live im Schaltgespräch aus Moskau.
TV-Beitrag: Alice Pfitzner