Im Dienste der Menschenrechte
Am 10.12.1948 um drei Uhr nachts verkündete Eleanor Roosevelt, Vorsitzende der Menschenrechtskommission der Vereinten Nationen, die „Allgemeine Erklärung der Menschenrechte“. Diese soll Menschen auf der ganzen Welt ein menschenwürdiges Leben ohne Angst ermöglichen. Mit dieser Erklärung stützten sich die Verfasser weder auf ein bestimmtes Menschenbild noch auf eine spezielle Philosophie oder Religion. Vielmehr sollte damit der Glaube an den Wert jedes Menschen und dessen Leben geachtet werden.
Zum ersten Mal in der Geschichte der Menschheit wurden Rechte formuliert, die für alle Menschen unabhängig von Alter, Geschlecht oder Nationalität gelten sollen. Das Recht auf Leben, Freiheit und Sicherheit, Verbot von Sklaverei und Folter, Gedanken- und Glaubensfreiheit, das Recht auf freie Meinungsäußerung, auf Bildung, Arbeit, Gesundheit und Wohlbefinden sind nur einige davon.
75 Jahre später ist die Menschenrechtserklärung nur schöner Schein auf geduldigem Papier. Es ist ein Jubiläum, das begangen, aber nicht gefeiert wird. Denn angesichts der globalen Kriege und Krisen, etwa im Iran, im Nahen Osten oder in der Ukraine erleben wir die Entmenschlichung der Menschenrechte, erleben Terrorismus als offensive Verachtung der nach dem Zweiten Weltkrieg geschaffenen humanitären Grundregeln und wir erleben, wie eine regelbasierte Weltordnung zerbricht.
Seit mittlerweile 16 Jahren richtet das internationale Filmfestival „this human world“ das Scheinwerferlicht auf aktuelle Brennpunkte der Welt. In diesem Jahr sind etwa den Frauenprotesten im Iran oder dem Krieg in der Ukraine Schwerpunkte gewidmet. Mit einfühlsamen und aufrüttelnden Filmen wollen die Macher auf politische wie soziale Missstände hinweisen. Bis heute klafft ein tiefer Graben zwischen der Forderung der Menschenrechtserklärung und der realen Situation in vielen Ländern. 147 Länder haben die Menschenrechte anerkannt, doch viele von ihnen verletzen jeden Tag diese universellen Grundrechte.
In ihren Jahresberichten stellt die Menschenrechtsorganisation „Amnesty International“ fest, dass nach wie vor in zahlreichen Staaten Menschen auf Staatsbefehl gefoltert und misshandelt werden. Auf allen Kontinenten gibt es willkürliche Inhaftierungen, Folter, Todesstrafe, Unterdrückung Andersdenkender, Diskriminierung von Minderheiten, ethnische Säuberungen, unmenschlichen Umgang mit Flüchtlingen, Rassismus, Sexismus, soziale Ausgrenzung und Verelendung.
Waren die Bemühungen nach einer gemeinsamen moralischen Grundlage der Völker dieser Welt umsonst? Bleibt die „Allgemeine Erklärung der Menschenrechte“ ein unerreichbares Ideal? Wie sieht die Zukunft aus und sollte die Menschenrechtserklärung nach 75 Jahren nachjustiert werden? Inwiefern kommen die Menschenrechte in Bedrängnis, was die Frage zu Asyl und Migration betrifft. Diesen Fragen geht Peter Schneeberger im Gespräch mit Shoura Zehetner-Hashemi, der neuen Geschäftsführerin von „Amnesty International Österreich“ live im Studio auf den Grund.
TV-Beitrag: Sandra Krieger