Das Terror-Regime der Turandot
Auch nur eine einzig verkehrte Antwort und der Kopf ist ab. Denn jeder, der um die Hand der Prinzessin Turandot anhält, muss drei Rätsel lösen oder eben sterben. Ziemlich blutrünstig geht es zu in Giacomo Puccinis letzter Oper „Turandot“. Der Blockbuster in Starbesetzung steht jetzt in der Neu-Inszenierung von Claus Guth auf dem Spielplan der Wiener Staatsoper.
Der deutsche Regisseur legt seine Turandot auf Freuds Couch. Denn sie will ihre Ahnen rächen, die Gewalt erfahren hatten. In der Rolle der eiskalten Prinzessin debütiert die litauische Starsopranistin Asmik Grigorian. An ihrer Seite Publikumsliebling Jonas Kaufmann, der als fremder „Prinz Calaf“ nicht nur das Herz seiner Angebeteten erobert, sondern mit dem wohl größten Hit der Operngeschichte, der Arie „Nessun Dorma“ sicher auch das des Publikums.
Es ist die letzte Oper, die der italienische Komponist 1920 begann, aber nie vollendet hat. Verschiedene Varianten dieser persischen Erzählung existierten bereits, selbst Friedrich Schiller hatte sich des Stoffes um die männermordende Prinzessin aus China angenommen. Vier Jahre lang schrieb Giacomo Puccini an diesem Werk.
Den richtigen musikalischen Schluss zu finden, soll für den Hitlieferanten eine Tortur gewesen sein. Eine endlose Suche, die nicht nur einen Heidenkrach mit den Librettisten zur Folge hatte. Es sollte auch Puccinis Ende sein, starb der passionierte Raucher doch wenige Tage nach einer Halsoperation an Kehlkopfkrebs. Franco Alfano, ein italienischer Komponist des ausgehenden Verismo, vollendete das Werk nach Puccinis Aufzeichnungen.
1926 wurde die „Turandot“ schließlich unter Arturo Toscanini an der Mailänder Scala umjubelt uraufgeführt. Es ist ein außergewöhnlicher Märchenstoff, den Puccini an einem Wendepunkt der Musikgeschichte zu Beginn der Moderne vertont hat. Die Romantik ist im Abklingen, Impressionismus, das Aufbrechen von Harmonik und Melodik im Expressionismus und Zwölftonmusik zeigen neue Wege, die alle Spuren in dieser beliebten Oper hinterlassen haben.
Der kulturMontag mit ersten Einblicken in die Produktion, die der ORF am 16. Dezember um 20.15 in ORF 2 überträgt. Über die Macht der Liebe, die anspruchsvollen Partien und warum Puccini schon damals Pop war, erzählen Jonas Kaufmann und Claus Guth im Interview.
TV-Beitrag: Barbara Pichler-Hausegger