Dauerbrenner Jedermann
Er hat wohl jede Textzeile aus Hugo von Hofmannsthals berühmten Mysterienspiel im Kopf, glänzte Philipp Hochmair doch schon 2018 als Einspringer für den kurzfristig erkrankten Tobias Moretti.
Den Jedermann-Stoff hatte sich der 50-jährige Wiener schon fünf Jahre zuvor angeeignet. In seiner Interpretation „Jedermann (reloaded)“ brachte Hochmair gemeinsam mit seiner Band „Die Elektrohand Gottes“ eine Rockversion auf die Bühnen und übernahm darin sämtliche Rollen.
Sie gilt als Penelope Cruz des deutschsprachigen Theaters, war kurzzeitig Ensemblemitglied der Burg und schlüpft 2024 in eine der aufsehenerregendsten Nebenrollen. Die Schweizer Schauspielerin Deleila Piasko ist Jedermanns „Buhlschaft“. Die Tochter einer Tänzerin und eines Physikers, hatte während ihrer Ausbildung an der Berliner Ernst-Busch-Schule erste Engagements an Berliner Theatern und war ab 2017 im Ensemble im „Konzert Theater“ in Bern.
Unter der Direktion von Martin Kušej kam sie 2019 ans Burgtheater, wo sie in „Die Vögel“ von Wajdi Mouawad (im Bild mit Jan Bülow)v debütierte. Erfahrung hat die 32-Jährige auch schon in Film und im Fernsehen gesammelt, etwa in der Netflix-Serie „Transatlantic“, „Die Ibiza-Affäre“ oder in der Schweizer Kinoproduktion „Lili“, die auf Schnitzlers „Fräulein Else“ basiert.
Inszeniert wird das Sterben des reichen Mannes von dem kanadischen Regisseur Robert Carsen, der sich vor allem als Opernregisseur international einen Namen gemacht hat. Auch bei den Salzburger Festspielen ist der 69-Jährige kein Unbekannter, feierte er zuletzt doch mit Händels Oratorium „Il Trionfo des Tempo e del Disinganno“ oder mit Strauss‘ „Der Rosenkavalier“ Erfolge. Während seine Besetzungsliste, etwa mit Andrea Jonasson als „Jedermanns Mutter“, Christoph Luser als „Guter Gesell“ und „Teufel“ und Dominik Dos-Reis als „Tod“ steht, muss Carsen das Konzept für seine Inszenierung erst erarbeiten. Um die Cashcow „Jedermann“, die Jahr für Jahr bei den Salzburger Festspielen für volle Kassen sorgt, hatte es zuletzt große Aufregungen gegeben.
Denn entgegen der ursprünglich vorgesehenen Wiederaufnahme der Inszenierung von Regisseur Michael Sturminger mit Michael Maertens in der Titelrolle, entschied sich das Direktorium mit der neuen Schauspiel-Chefin Marina Davydova kurzfristig für eine Neuproduktion. Abgeschlossene Verträge platzten und lösten beim Ensemble Irritationen aus.
Intendant Markus Hinterhäuser versucht nun zu kalmieren, versteht er doch die Festspiele nicht als „Hire – und Fire-Unternehmen“ und sieht sich in der Verantwortung. Über die Hintergründe für die Neuinszenierung geben die Schauspiel-Chefin und der Intendant der Salzburger Festspiele im Interview Auskunft.
Der kulturMontag hat mit dem neuen Traumpaar und dem Regisseur über das aufgeladene Stück gesprochen.
TV-Beitrag: Imogena Doderer & Susanna Schwarzer