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Es war noch gar nicht eröffnet, da klagte man schon: Das Wien Museum, 1959 als „Historisches Museum der Stadt Wien“ am Karlsplatz erbaut, ist zu klein geraten. Zum 50 Jahr-Jubiläum startete der damalige Direktor Wolfgang Kos einen neuen Versuch und wünschte sich dringend einen Zu- oder gar einen Neubau an einem anderen Standort. Doch einzig das Rebranding, die neue Dachmarke des alten Hauses als Wien Museum ist ihm dabei gelungen, um zumindest eine neue Dynamik, Selbstbewusstsein, Aktualität und Urbanität zu signalisieren.
Und so begann eine für Wien wohl ganz typische „unendliche Geschichte“, agiert die Politik doch gerade in Sachen Architektur etwas zögerlich. 15 Jahre lang wurden Ideen gewälzt und wieder verworfen, etwa die Zusammenlegung mit dem benachbarten Künstlerhaus samt einem unterirdischen Ausstellungsraum, ein Modell, das durch Querelen mit den Inhabern scheiterte. Partiell wurde das Haus in den Jahren zwar durch ein neues Foyer und die Adaptierung des ersten Stocks zum Ausstellungsraum modernisiert.
Doch große Pläne für das urbane Universalmuseum, das stadt- und alltagsgeschichtliche Zeugnisse ebenso wie kunst- und kulturhistorische Objekte beherbergt, kamen angesichts des denkmalgeschützten Baus von Oswald Haerdtl nicht zustande. Machbarkeitsstudien wurden in Auftrag gegeben, doch das Geld war immer zu knapp. Zögerlich agierte die Stadtpolitik unter Andreas Mailath-Pokorny auch, was den Standort betrifft: man diskutierte vier Jahre über eine mögliche Übersiedlung auf den Hauptbahnhof, um sich dann doch für den alten Standort am Karlsplatz zu entscheiden. Ein Ort, von dem schon Otto Wagner sagte, er sei kein Platz, sondern eher eine Gegend. 2014 drehte sogar ein alter Entwurf aus dem Jahr 1970 der Architekten Diether Hoppe, Werner Winterstein und ihrem Lehrmeister Günther Feuerstein eine Ehrenrunde bis sich die Verantwortlichen zu einem neuen Architekturwettbewerb durchringen konnten.
2015, schon unter dem neuen Direktor Matti Bunzl setzten sich bei den 274 Einreichungen aus 26 Ländern das österreichische Architektenteam Winkler + Ruck und Ferdinand Certov im Wettbewerb durch. Sie planten den denkmalgeschützten Bau durch eine schwebende Konstruktion auf dem Dach zu erweitern. 108 Millionen Euro soll das neue Wien Museum kosten, die allein durch das Stadtbudget finanziert werden. Damit wurde endlich mehr Platz für rund eine Million Exponate geschaffen, die wie etwa Bruno Kreiskys legendärer Rover oder Peter Altenbergs kompletter Nachlass bis dato in Depots vor sich hin verstaubten.
Nun steuert das Wien Museum in die Zielgerade, am 6. Dezember soll das neue Haus feierlich eröffnet werden. Ob die Architektur gelungen ist, das hat sich der kulturMontag schon vorab angesehen.
TV-Beitrag: Harald Wilde