Kino-Duell

Der doppelte Sebastian Kurz

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Er galt als Wunderknabe auf dem Politparkett, war der jüngste Regierungs-Chef, gleichzeitig der jüngste Ex-Kanzler der zweiten Republik und muss sich Mitte Oktober wegen Falschaussage im Ibiza-Untersuchungsausschuss vor Gericht verantworten.  Sebastian Kurz – eine politische Ausnahmeerscheinung, ein redegewandter „Polit-Pop-Star“ oder ein „Trojanisches Pferd“ titelten heimische wie internationale Journalisten.

Sebastian Kurz
APA/Georg Hochmuth

Zahlreiche Bücher sind in der kurzen Ära des Sebastian Kurz über ihn geschrieben worden. Jetzt wird der „Überflieger“ gleich zweimal auf Zelluloid gebannt und diese Filme könnten unterschiedlicher nicht sein. Und schon rumort es in der Branche ob des möglichen Comebacks. Eine perfekt inszenierte „Auferstehung“?  fragen sich Journalistinnen und Journalisten bei der Premiere der „Kurz“-Doku, die als einziger Lobgesang mit wenig kritischen Untertönen angelegt ist. Was der Star des Abends, der frühere Bundeskanzler kategorisch zurückweist. Und doch: vieles an der gewieften Marketing-Kampagne rund um das filmische Porträt erinnert an die berühmte Message Control des Teams Kurz.

Poster "Kurz - Der Film"
Pongo Film

Laut eigenen Angaben hat sich Regisseur Sascha Köllnreitner, bisher bekannt für Sport- und Werbefilme gemeinsam mit dem Tiroler Produzenten Michael Reisch ein ganzes Jahr lang um ein Interview mit Sebastian Kurz bemüht. Erst im März kam die Zusage, „danach ging alles sehr schnell“.  Die beiden wollten den Kosmos, in dem eine so polarisierende Figur wie Sebastian Kurz entstehen und reüssieren konnte, abbilden. Entstanden ist vielmehr ein Porträt des früheren Kanzlers und heutigen Jung-Unternehmers, in dem dieser gemeinsam mit vielen Unterstützern und ÖVP-Wegbegleitern auf die eigene Polit-Karriere zurückblickt. Kritiker wie Christian Kern, Matthias Strolz oder auch Michael Nikbakhsh kommen zwar zu Wort, werden aber allein durch die Überzahl der Kurz-Unterstützer in den Hintergrund gedrängt. In „Kurz – Der Film“ plaudern Sebastian Kurz, Elisabeth Köstinger, Gernot Blümel, Andreas Khol, Wolfgang Schüssel, Gerald Fleischmann oder Johannes Frischmann aus dem Nähkästchen. Jene Wegbegleiter, die eine Teilnahme an einem weiteren Film über den Ex-Kanzler, Kurt Langbeins „Projekt Ballhausplatz“, abgelehnt haben.

Ausschnitt Filmplakat "Projekt Ballhausplatz"
Langbein & Partner

Sein Film ist eine vergleichsweise klassische Dokumentation. Langbein widmet sich der gleichen Zeitspanne wie „Kurz – Der Film“, aber in völlig anderer Herangehensweise. Mit Unmengen von Archivmaterial, kommentiert von kritischen Stimmen wie Migrationsforscher Gerald Knaus, Falter-Redakteurin Barbara Tóth, Ibiza-Drahtzieher Julian Hessenthaler und politischen GegnerInnen wie Thomas Drozda und Stefanie Krisper zeichnet er minutiös Aufstieg und Fall des Sebastian Kurz nach. Dabei wird der enorme Rechtsruck, den Österreich und Europa in den letzten Jahren – insbesondere seit der Flüchtlingsbewegung 2015 – durchlebt haben, deutlich. Neben Kurz Migrationspolitik sind insbesondere seine Machtübernahme und der Coup gegen Reinhold Mitterlehner 2017, aber auch die berühmte message control sowie die Inseraten-Affäre Themen im Film.

Im kulturMontag-Studio analysieren Kabarettist und Autor Florian Scheuba und Politologe Peter Filzmaier die beiden Filme und das Phänomen Kurz.

TV-Beitrag: Stefanie Simpkins

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