Ein Labor der Zukunft

Die Architektur-Biennale in Venedig

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Rund um den Globus ist der Klimawandel zunehmend spürbar, die Erderwärmung stellt die urbanen wie ländlichen Regionen vor große Herausforderungen, die Ressourcenknappheit ist ein Risiko für die stetig wachsende Weltbevölkerung, die mittlerweile auf acht Milliarden Menschen angestiegen ist. Drängende globale Probleme, die in Afrika greifbarer sind als anderswo, ist Lesley Lokko überzeugt.

Lesley Lokko
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Die ghanaisch-schottische Architektin ist die bisher vierte weibliche Kuratorin in der rund 40-jährigen Geschichte der Biennale und bezeichnet sich selbst als „Vertreterin des jüngsten Kontinents der Welt“. Afrika steht bei der 18. Ausgabe der internationalen Architektur-Biennale in den Hauptausstellungen im Arsenal und im internationalen Pavillon in den Giardini im Vordergrund. Denn Afrika sei für sie das „Labor der Zukunft“.

Ausstellungsansicht Architekturbiennale
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Ein Kontinent, dessen rasches und weitgehend ungeplantes Wachstum auf Kosten der lokalen Umwelt und der Ökosysteme geht, wodurch die 1, 4 Milliarden Menschen sowohl auf regionaler als auch auf planetarischer Ebene zu den Hauptverursachern des Klimawandels gehören würden. 63 nationale Pavillons sind in den Giardini, im Arsenal und im historischen Zentrum von Venedig vertreten. Niger nimmt zum ersten Mal an der Veranstaltung teil. Im deutschen Beitrag will das Architekturbüro Summacumfemmer Juliane Greb Potenziale für eine nachhaltigere und sozial inklusive Stadtgestaltung aufzeigen.

Hermann Czech
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Das österreichische Team rund um das junge Wiener Architekturkollektiv AKT und Hermann Czech beleuchten kritisch das brisante Thema Raumpolitik, und zwar am Beispiel der Stadt Venedig. Während man in der Serenissima laut über Eintrittsgelder für Touristen nachdenkt, die alljährlich die Stadt überschwemmen, stehen tausende Wohnungen leer, obwohl die Venezianer sich das Wohnen inzwischen kaum mehr leisten können. Die Verdrängung der Bevölkerung, die sich in Zahlen drastisch bemerkbar macht, wird von Österreichs Vertretern thematisiert. Denn die Einwohnerzahl schrumpfte in den vergangenen Jahrzehnten von 170.000 auf mittlerweile unter 50.000. Mitschuld trägt laut den Recherchen von AKT und Czech die Biennale selbst, denn jedes Jahr würden der Stadt mehr Räume entzogen: Aus ehemaligen Kirchen, Wohnungen und Werkstätten würden Ausstellungsräume, die der Bevölkerung außerhalb der Biennale-Zeiten nicht zur Verfügung stünden.

Österreich Pavillon Venedig
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Neben der Ausdehnung verweist Czech auch auf das Scheitern eines Projekts, in dem ein großes Areal, das ursprünglich für den Bau von Sozialwohnungen vorgesehen war, nun mit Luxuswohnungen vollgebaut würde. Das ursprüngliche Konzept des Teams, das den österreichischen Pavillon an der Rückseite für die lokale Bevölkerung öffnen wollte, scheiterte nach Querelen mit dem venezianischen Denkmalamt. AKT und Czech vermuten allerdings die Biennale selbst als Verhinderer. Jetzt stellen sie die Leerstelle ins Zentrum ihrer Präsentation und haben mit lokalen Initiativen die Kernprobleme der Stadt unter die Lupe genommen. Ob dieses Konzept den Verantwortlichen der Stadt und dem Biennale-Präsidenten Roberto Cicutto passt?

Der kulturMontag mit einem Lokalaugenschein.

TV-Beitrag: Nicola Eller & Harald Wilde

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