Unser Deutschlandmärchen
„Letztendlich sind wir doch alle Einwanderer, wir sind fremd auf dieser Welt“, sagte der frischgebackene Leipziger Buchpreisträger Dinçer Güçyeter anlässlich der Auszeichnung.
Der 44-jährige Autor, der in Nettetal im Niederrhein als Sohn türkischer Einwanderer aufgewachsen ist, erzählt in seinem Debütroman „Unser Deutschlandmärchen“ vom Schicksal türkischer Einwanderer und damit seine eigene Geschichte. Aus ärmsten Verhältnissen in der anatolischen Provinz verschlug es die Generation der Großeltern und Eltern nach Deutschland. Es ist ein zerrissenes Leben zwischen alter und neuer Heimat, die Gücyeter eindrucksvoll und berührend beschreibt. Ein Buch, das den Leser wie ein Blitzschlag trifft, von einem Autor, der plötzlich wie vom Himmel gefallen scheint.
Gücyeter blickt auf eine ungewöhnliche Biografie zurück. Er machte seinen Realschulabschluss an einer Abendschule, absolvierte eine Ausbildung zum Werkzeugmechaniker, und war zwischenzeitlich auch als Gastronom tätig. Doch geschrieben hatte er da schon lange, im stillen Kämmerlein. 2011 gründete er den „Elif“-Verlag, für deutsche und internationale Lyrik, sein eigener letzter Gedichtband „Mein Prinz, ich bin das Ghetto“ wurde mit dem Peter-Huchel-Preis ausgezeichnet, seinem Brotberuf als Gabelstapler geht er trotz der Erfolge auch heute noch nach.
Über die Lebensgeschichten einer ganzen Generation mit ihren Rassismus Erfahrungen, Rissen und Brüchen erzählt Dinçer Güçyeter Clarissa Stadler anlässlich seiner Österreich Lesetour im ausführlichen Gespräch. Und warum er den Frauen, insbesondere seiner Mutter diesen Roman gewidmet hat.
TV-Beitrag: Alice Pfitzner