Vom Wert der Sprache

Deutsch auf dem Pausenhof?

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Die Pausenglocke läutet und Schüler können endlich durchatmen. Wenn auch manchmal nur fünf Minuten, eine kleine Freiheit, in denen sie sich über Freuden, Sorgen und Ängste austauschen, über Lehrer gründlich stänkern und über öde Deutschlektüre, wie etwa Schillers „Glocke“ lästern.

Schulkinder im Pausenhof
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An niederösterreichischen Schulen soll neuerdings ausschließlich deutsch gesprochen werden, im Unterricht klar, aber jetzt auch in den Pausen. So will es zumindest die Landesregierung. Doch die Wirklichkeiten sehen anders aus: jedes vierte Schulkind in Österreich hat eine andere Erst- oder Umgangssprache als Deutsch, in Wien ist es jedes zweite. Mehr als 300.000 Schülerinnen und Schüler in Österreich wachsen mit einer anderen Erstsprache als Deutsch auf, im Verhältnis sind das mehr Menschen, als etwa Graz Einwohner hat.

Schüler und Schülerin im Gespräch
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Die öffentliche Diskussion rund um die Deutschkenntnisse dieser Kinder geht oft weit an der Realität mehrsprachiger Familien vorbei, wollen sie doch auch ihre Erstsprache erhalten. Von diesem Verbot sind allerdings nicht alle Sprachen betroffen, sondern nur prestigearme Migrationssprachen. Befürworter dieser Regelung meinen, es helfe Kindern, Deutsch schneller zu erlernen, die jeweilige Erstsprache könne ja zu Hause gepflegt werden.

Sprache schafft Wirklichkeit - Schriftzug auf Schule
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Doch Experten zufolge seien Deutschgebote und Erstsprachverbote glatter Unsinn. Keineswegs würden die Kinder dadurch schneller Deutsch lernen, und ihre Motivation bliebe auf der Strecke. Zudem würden Kinder verunsichert und beschämt, wenn sie vermittelt bekommen, dass ihre jeweiligen Erstsprachen wertlos sind.

TV-Beitrag: Barbara Pichler-Hausegger

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