AusstellungsTIPP
In den Konzentrationslagern wussten die Nazis selbst Musik als Waffe einzusetzen. Dies ist eine Erkenntnis jahrelanger Forschung der Musikwissenschaftlerin Élise Petit, die sich mit der Rolle der Musik in den Konzentrations- und Vernichtungslagern der NS-Zeit auseinandersetzte. Diese erste, umfassende Ausstellung, die vor wenigen Tagen in der Gedenkstätte „Mémorial de la Shoah“ in Paris eröffnet wurde, verdeutlicht, dass die SS-Schergen Marschmusik und Volkslieder in den Lageralltag integriert haben, um die Gefangenen zu disziplinieren. Eine der musikalischen Strafmaßnahmen war stundenlanges Singen; zu Operettenklängen wurden Massenexekutionen durchgeführt. Die Konzentrationslager verfügten über Lagerorchester, die bei privaten Empfängen der hochrangigen NS-Kader aufspielen mussten. Teilweise wurden die benötigten Instrumente in den Lagern hergestellt.
Élise Petit, die als Kuratorin für die Ausstellung verantwortlich zeichnet, konnte Objekte und Tondokumente aus den unterschiedlichen Gedenkstätten und KZs nach Paris bringen, darunter auch private Gesangsbücher von Lagerinsassen. Diese belegen auch die Flucht der Gefangenen in die Musik. Nur im Verborgenen konnten sie musizieren oder singen - etwa in den von den Nazis gemiedenen Latrinen. Zu hören sind in der Ausstellung musikalische Impressionen und Klangbeispiele, sowie bisher unbekannte Kompositionen von Lagerinsassen, die nun erstmals vertont wurden.
TV-Bericht: Cornelia Primosch
Infos zur Ausstellung:
„La Musique dans les camps nazis“
Mémorial de la Shoah, Paris
Temporäre Ausstellungen:
20. April 2023 bis 25. Februar 2024
Freier Eintritt
Ort: im 1. Stock des Paris Shoah Memorial
Holocaust-Mahnmal
17, rue Geoffroy l'Asnier
75004 Paris
Tel: + 33 (0)1 42 77 44 72
Mail: contact@memorialdelashoah.org
Öffnungszeiten: Sonntag bis Freitag
Der Zugang zur Gedenkstätte ist ohne Reservierung kostenlos.