Schwarzes Leben
Was vor zehn Jahren nach dem Tod des afroamerikanischen Teenagers Trayvon Martin begann, formierte sich laut „New York Times“ im Jahr 2020 zur „vielleicht größten Bewegung in der Geschichte der USA“. Und nicht nur das: „Black Lives Matter“ steht heute überall auf der Welt für das Aufbegehren gegen Diskriminierung und Gewalt gegen People of Color. Die Proteste in Florida, die der Mord an dem 17-jährigen Afroamerikaner in Miami Gardens auslöste, erreichten eine neue Dimension, als der Täter, der Hispanoamerikaner George Zimmerman, im Juli 2013 von einer fast ausschließlich weißen Jury freigesprochen wurde.
Es war dieser Moment, Schock und Kontinuität zugleich, aus dem eine globale Bewegung entstanden ist. Alicia Garza, eine Aktivistin aus Oakland, verfasste auf Facebook einen Post, in dem sie an ihre Community appellierte, das Urteil nicht einfach hinzunehmen. Black Lives Matter ist heute längst mehr als ein Hashtag, es ist eine politische, gesellschaftliche und kulturelle Kraft. Woran das liegt, dass zig Tausende Amerikaner und Amerikanerinnen jährlich durch Waffengewalt sterben, darunter überproportional viele Schwarze, ist die große Frage.
Auch in der Kunstwelt gerät Rassismus mehr und mehr in den Fokus, die „Black Lives Matter“-Bewegung hat es geschafft, Themen wie Kolonialismus, Gewalt und Diskriminierung nicht nur in den USA, sondern auch im Rest der Welt mit einer ganz neuen Dringlichkeit auf die Agenda zu setzen. Das Thema Blackness hat den heute 39-jährigen Afroamerikaner Adam Pendleton zum Shooting-Star der New Yorker Kunstszene aufsteigen lassen.
In seinen ausschließlich schwarz-weißen Bildern oder Installationen zeigt er Symbole und unheimliche Gesichter, Satzfetzen in Graffiti-Ästhetik. „Nigger“ oder „Crazy Nigger“ lässt sich immer wieder auf seinen Bildern entziffern. Nach der Ermordung George Floyds hat Adam Pendleton seiner Bestürzung über Gewalt und Rassismus in den USA in einem offenen Bittschreiben Ausdruck verliehen.
Ihm sei damals klar geworden, dass wir unseren kollektiven Sinn für Mitgefühl und Intelligenz verloren haben. Und, dass wir ihn wahrscheinlich nie zu verlieren hatten. Seither engagiert sich Adam Pendleton in der Black Lives Matter Bewegung, um Bewusstsein zu schaffen. Das Wiener MUMOK stellt den „Black Dada“ Künstler Ende März erstmals in Österreich in einer Ausstellung vor. Der kulturMontag hat den New Yorker Künstler in seiner Heimatstadt besucht und auch mit der Musikerin und Aktivistin Honeychild Coleman
und dem Direktor des Kompetenzzentrum für afroamerikanische Geschichte und Kultur in Harlem Kevin C. Matthews gesprochen. Sie erzählen, warum die Black Lives Matter Bewegung gerade ein Imageproblem hat und warum es nicht um Revolution, sondern Information geht.
TV-Beitrag: Ines Mitterer