Generationenkluft

Marlene Streeruwitz & ihr neuer Roman „Tage im Mai“

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Von einer Welt in der Krieg und Verschwörung wieder zum Alltag werden, davon berichtet Marlene Streeruwitz in ihrem neuen virtuosen Roman „Tage im Mai“. Es ist die Geschichte über drei Generationen von Frauen in Wien und Salzburg. Konstanze, Veronica und Oma Christl, drei Frauen, denen sich nach den Prüfungen der Covid-Pandemie, durch den Krieg und seinen Folgen neuerlich die Überlebensfrage stellt. Die Erzählung, die Dialoge und eine Telenovela führen weit über diese fiktiven Personen hinaus in die Frage, wie das Leben mit anderen überhaupt geteilt werden kann.

Cover "Tage im Mai"
ORF

Es sind zarte und ungenaue Lieben, die die Beziehungen der drei Frauen zueinander spinnen. Aber in diesen Lieben stemmen die Frauen sich erfolgreich gegen die verordneten und aufgebürdeten Umstände. Die Töchter flüchten zu den Müttern und die Mütter bekommen Halt bei den Töchtern. Ihren Roman hatte Marlene Streeruwitz schon Anfang 2022 fast fertig geschrieben. Ein Kapitel für den Schluss fehlte noch, als der russische Angriffskrieg in der Ukraine alles Geschriebene außer Kraft setzte. Die Autorin beschloss, den Roman völlig neu zu schreiben.

Marlene Streeruwitz
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Aus der österreichischen Literatur ist Marlene Streeruwitz in ihrer kämpferischen Haltung nicht mehr wegzudenken. Radikalität scheint in ihr Werk eingeschrieben zu sein. Aus bürgerlicher Familie kommend, hat die 72-jährige Schriftstellerin ihr Schaffen dem politischen und ästhetischen Widerstand verschrieben. Sie stellt gequälte Frauenfiguren ins Zentrum ihrer Geschichten, die reagieren müssen, um nicht zermalmt zu werden.

Sie alle stellen sich  der Geschichte, die der gemeine Österreicher so gern vergisst. Auch als Essayistin, die die österreichische Politik analysiert, hat sie sich einen Namen gemacht. Gnadenlos und kompromisslos trifft die sie Schmerzpunkte der Gesellschaft und benennt klar und deutlich Machenschaften und Verlogenheit und Falschmünzerei. Kein Wunder, dass sie Österreichs Zustand nach Waldheim so schmerzhaft genau zu analysieren verstand.

TV-Beitrag: Imogena Doderer

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