Chronik eines angekündigten Niedergangs

Der Fall Teichtmeister

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Im TV war er der beliebte Major Palfinger in „Die Toten von Salzburg“, im Kino spielte er Kaiser Franz Joseph in Marie Kreutzers mehrfach preisgekröntem Film „Corsage“ und am Wiener Burgtheater in Shakespeares „Sturm“ oder in Nestroys „Lumpazivagabundus“. In seiner jüngsten großen Bühnenrolle mimte Florian Teichtmeister in Daniel Kehlmanns Kammerspiel „Nebenan“ pikanterweise einen gefeierten Schauspielstar, der jede Menge Porno-Filmchen in der Schublade hat. Nahezu perfide mutet heute der Staatsakt für Missbrauchsopfer im Parlament aus dem Jahr 2016 an, bei dem Florian Teichtmeister aus Texten von Betroffenen las.

Florian Teichtmeister
ORF

Die vielversprechende Karriere, die Anfang der 2000er Jahre begann, scheint seit vergangenem Freitag beendet. Der Fall Teichtmeister erschüttert Österreich und sorgt auch international für heftige Debatten. Seit dem Bekanntwerden des Kriminalfalls rund um den einstigen Publikumsliebling tauchen nahezu täglich neue Details in den Medien auf, wird die causa prima in den sozialen Netzwerken minutiös und oft drastisch kommentiert. Nach dem Fund von 58.000 Dateien mit Kinderpornografie wird einer der profiliertesten Schauspieler Österreichs angeklagt. Ein Skandal, der weitreichende Kreise zieht, wurde doch Teichtmeister als Ensemblemitglied des Burgtheaters sofort entlassen, der ORF nahm umgehend Abstand von Ausstrahlung und Herstellung von Produktionen mit Teichtmeister.

Sogar die US-amerikanische Oscar-Academy muss sich aktuell damit befassen, ist doch der Film „Corsage“ möglicherweise im Rennen um den Auslands-Oscar.

Filmplakat "Corsage"
Alamode Filmverkeih

Laut seinem Anwalt bekennt sich der Schauspieler schuldig. Bei einer Verurteilung drohen bis zu zwei Jahre Haft. Gerüchte tauchten schon im Herbst 2021 auf. Sowohl das Wiener Burgtheater als auch die Produzenten von Kreutzers Film „Corsage“ gingen der Sache umgehend nach. Glaubhaft habe Teichtmeister beiden versichert, es handle sich dabei um Verleumdung.

Marie Kreutzer
ORF

Die Filmemacherin Marie Kreutzer, wie auch der Anwalt des Burgtheaters Bernhard Hainz nehmen im kulturMontag-Interview Stellung. Was war schiefgelaufen? Hätte man früher Konsequenzen ziehen müssen? Kulturstaatssekretärin Andrea Mayer kündigt jetzt eine Prüfung durch externe Beobachter an. Wurde bei Kinderschutz und Missbrauchsvorwürfen zu lange weggeschaut? Was hat sich seit der #meToo Bewegung verändert? Welche Gratwanderung zwischen Vertrauen, genau hinschauen und Aufklärung müssen Arbeitgeber eingehen? Wie können Opfer geschützt werden? Wo liegen die strukturellen Probleme, welche Warnsignale gibt es, welche Maßnahmen können ergriffen werden und welche Folgen haben Übergriffe und Machtmissbrauch für eine Branche wie eine ganze Gesellschaft?

Darüber diskutiert Clarissa Stadler mit einer prominenten Runde. Live zu Gast sind Coach und Historikerin Meike Lauggas von der Anlauf- und Beratungsstelle „#we_do“, die renommierte Psychiaterin Heidi Kastner und Filmproduzent und Bundesobmann des Fachverbands der Film- und Musikwirtschaft Alexander Dumreicher-Ivanceanu.

TV-Beitrag: Tiziana Aricò, Alexander Bogner, Barbara Pichler-Hausegger

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