Staat tragen

Das Verhältnis von Politik & Mode

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In feinstem Tuch präsentierte sich „Brioni-Kanzler“ Gerhard Schröder, Wolfgang Schüssel mit drolligen Mascherln, Ex-Kanzler Kurz setzte auf den Slimfit-Message-Kurs, Angela Merkel war ein verlässlich markanter Farbklecks zwischen dunkelblau bis schwarz gewandeten Herren und Brigitte Bierlein zelebrierte exzessiv ihr Faible für Volants oder Jabots. „Dress for sucess“ lautet die Fashion-Devise für Politiker, nicht nur im Wahlkampf.  Ob man ein Amt bekleidet oder staatstragend sein will – die Verbindung von Macht und Mode ist eng.

Cover "Staat tragen"
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Nicht nur die omnipräsente „message control“ zählt, auch sogenannte „Visual Politics“ bei Medienterminen, TV- oder Social Media Auftritten sind in der Arena der Mächtigen nicht mehr wegzudenken. Das Bewusstsein für die Notwendigkeit eines politisch relevanten Bildhandelns mit Mitteln der Mode existiert freilich schon etwas länger. Bereits 1513 gab einer der wohl bedeutendsten Staatsphilosophen der Neuzeit, Niccolò Machiavelli den Päpsten, Fürsten und Kaisern einen bis heute populären Leitfaden für Machthungrige mit. Die Menschen würden eher dazu tendieren, das zu beurteilen, was sie sehen – und nicht so sehr das, was sie mit dem eigenen Verstand begreifen müssen.

Modepuppen im Parlament
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„Jeder kann sehen, was du zu sein scheinst, wenige werden überprüfen, wer du bist“. Das Traktat, das später unter dem Titel „Der Fürst“ berühmt wird, beschreibt Politik als gnadenlosen Kampf, den derjenige gewinnt, der ohne jeden Skrupel tut, was die Situation erfordert. Machiavellis politisch-moralische Herrschaftsanalyse hat trotz ihrer perfiden Botschaft eine realpolitische Wirkung auf das politische Denken der Gegenwart.

Daniel Kalt
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„Der gute, oder zumindest glaubwürdige optische Eindruck zählt“, ist Daniel Kalt überzeugt.  Darum sei es mit Bildern leichter Politik zu machen, als mit Worten oder Taten. Pointiert und aufschlussreich analysiert der Modejournalist in seinem neuen Buch „Staat tragen“ das Verhältnis von Politik und Mode“. Er taucht ein in die Welt der politischen Mode-Codes, entschlüsselt Botschaften von Active Wear bis Statement Dresses, seziert genüsslich modische Fehlgriffe und schenkt uns einen augenzwinkernden Style-Guide der Macht.

TV-Beitrag: Nicola Eller

Links:

„Staat tragen“ - Daniel Kalt
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