Zwischen Rausch & Ekstase

Das Wiener MAK lädt zum Fest

Werbung Werbung schließen

„Tages Arbeit! Abends Gäste! / Saure Wochen! Frohe Feste!“ notierte der alte Herr Geheimrat Goethe in seiner Ballade „Der Schatzgräber“. Ob Party, Ritual, Kult, Versammlung oder Künstlerfest – das Feiern ist so alt und so vielfältig wie die Menschheit selbst. Das zeigt die erste Themen-Ausstellung, die Lilli Hollein als Generaldirektorin des MAK geplant hat.

Lilli Hollein
ORF

Ältestes Schaustück ist eine Tafel aus dem antiken Rom, die dokumentiert, dass die rund 200 vor Christus äußerst beliebten Bacchanalien – exzessive Feste, zu denen neben Drogenkonsum auch rituelle sexuelle Praktiken gehörten – unter Todesstrafe verboten wurden. Die römische Regierung fürchtete um ihre Macht und um die gesellschaftliche Hierarchie.

Rave-O-Lution in Tbilisi
Naja Orashvili, Bogomir Doringer

Feiern ist schließlich immer eine Unterbrechung des Alltags und kann auch Ausdruck politischen Protests sein – im antiken Rom ebenso wie etwa 2018 im georgischen Tiflis. Der nicht beliebte und äußerst gut besuchte Techno-Club „Bassiani“ ging den homophoben, nationalistischen Regierenden gegen den Strich. Unter dem Vorwand von Drogendelikten ließ man den Club zusperren. Die Schließung hatte einen Protest-Rave mit 15.000 Teilnehmer*innen zur Folge – mit Erfolg: die Polizei blieb der tanzenden Masse gegenüber machtlos.

Ausstellungsansicht Werk von Anna Vasof
ORF

Zu den mehr als 650 Objekten im MAK gehören auch Aufnahmen der ersten politischen Versammlungen der Arbeiterbewegung am 1. Mai. Anna Vasof hat die alten Festschriften und Poster für die Ausstellung animiert und zu einem Video zusammengefügt.

Qu’ils mangent de la brioche, Ausstellungsansicht
ORF

Feste transformieren Menschen und lassen sie ungewöhnliche Rollen übernehmen. Dekadenz und Glamour wird im MAK viel Platz eingeräumt. So hat etwa der Fotograf André Ostier 1951 in Venedig den legendären „Bal Oriental“ des mexikanischen Silbererben Charles d Besteguy festgehalten. Hier traf der europäische Hochadel auf Hollywoodstars und auf junge Luxusdesigner wie Christian Dior oder Pierre Cardin.

Der kulturMontag mit einem Überblick der facettenreichen Ausstellung, die von fürstlichen Hochzeiten im 16. Jahrhundert über politische Massen-Veranstaltungen im endenden 19. Jahrhundert bis zu den subversiven Künstler*innen-Festen der Gegenwart führt. Neo-Direktorin Lilli Hollein und Gast-Kuratorin Brigitte Felderer im Interview.

TV-Beitrag: Stefanie Simpkins

Links: