Die sanftwütige Unbequeme
Wunderkind, Skandalautorin, Vaterlandsverräterin, Feministin, Fashionista, Kommunistin, Sprachterroristin, Rebellin, Enfant terrible, Nestbeschmutzerin, genial, verletzliche Künstlerin. Mit all diesen Attributen versieht die deutsche Filmemacherin Claudia Müller Elfriede Jelinek in ihrem hochgelobten Porträt „Elfriede Jelinek - Die Sprache von der Leine lassen“ der Nobelpreisträgerin.

„Angabe der Person“ heißt ihr neues, autobiografisches Buch. Es ist eine Art Lebensbilanz der 76-jährigen Autorin, die seit Jahren zwischen Wien und München pendelt. Eine Geschichte über Schuld und Schulden.

Es ist nichts Ungewöhnliches, denn Jelinek ist eine Vielschreiberin, publiziert Zeitungstexte, Essays und Notizen. Alles auch nachzulesen auf ihrer Website. Mit wortmächtigen Salven meldet sich die umtriebige Schriftstellerin seit Jahren auch am Theater konsequent zur politischen Weltlage zu Wort. Jetzt hat Elfriede Jelinek einen Text zum Klimawandel geschrieben und liest uns dabei gehörig die Leviten.

In „Sonne, los jetzt!“ betrachtet sie das Irren und Wirren des Menschen in seiner Umwelt mit gehörigem Abstand, indem sie ihre Stimme der Sonne leiht. In einem fulminanten Monolog wirft sie ihr Licht auf die griechische Mythologie, auf Wittgenstein – und auf den Strand. Dort lebt der Mensch auf einem Küstenstreifen, einer dünnen Linie zwischen sengender Glut und verschlingender Flut. Jelineks langjähriger Wegbegleiter Nicolas Steman inszeniert „Sonne, los jetzt!“ für das Schauspielhaus Zürich und stellt sich neuerlich als energischer Verdichter der Jelinekschen Wortgewalt unter Beweis.
TV-Beitrag: Susanna Schwarzer