Die Entmachtung des Hollywood-Moguls

Maria Schraders Film über Harvey Weinsteins Machenschaften

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Es ist der Stoff, aus dem die Helden sind: David gegen Goliath, Gut gegen Böse, eine Geschichte mit allen Zutaten, die großes Kino braucht.  In diesem Fall eine wahre Geschichte, dreht es sich doch um die sexuellen Übergriffe von Harvey Weinstein. Die Enthüllungen über die Missbrauchsvorwürfe haben in der Öffentlichkeit eine heftige Debatte ausgelöst und gleichzeitig die US-amerikanische Traumfabrik in eine ihrer größten Krisen gestürzt.

Maria Schrader
ORF

Die deutsche Regisseurin Maria Schrader erzählt in ihrem jetzt schon Oscar-verdächtigen Film „She Said“ von jenen Wochen vor ziemlich genau fünf Jahren, in denen die abstoßende Kehrseite der berühmtesten Filmindustrie der Welt ans Licht gezerrt und eines ihrer schmutzigsten Geheimnisse gelüftet wurde.

Filmszene "She said"
Universal Studios

2017 veröffentlichte die „New York Times“ den ersten von zahlreichen Artikeln, die Harvey Weinsteins Machtmissbrauch entlarvten. Jahrzehntelang hatte der Filmproduzent Frauen aus der Branche - Schauspielerinnen, Bewerberinnen, Assistentinnen, Models - sexuell belästigt und vergewaltigt. Gedeckt wurde er dabei von einem System der Einschüchterung, Angst, Ehrfurcht, Komplizenschaft, brachialen Vertraulichkeitsvereinbarungen und hohen Schweigegeldern.

Jodi Kantor und Megan Twohey
APA/AFP/Michael Tran

Schraders Film basiert auf dem gleichnamigen, 2019 publizierten Buch der „New York Times“-Journalistinnen Jodi Kantor und Megan Twohey. Sie deckten Weinsteins Verbrechen minutiös auf und brachten die von der Aktivistin Tarana Burke angestoßene #MeToo-Bewegung ins Rollen. Es ist Hollywoods erster beherzter Versuch, sich seiner jüngeren Geschichte zu stellen. „She Said“ reiht sich ein in die Tradition über unbeirrbare Reporter. Der Film ist damit auch ein fiktionales Werk über Journalismus, ähnlich wie der Klassiker „Die Unbestechlichen“ oder das Drama „Spotlight“, das vor einigen Jahren den Oscar gewonnen hat.

Fimlszene "She said"
Universal Pictures

Zoe Kazan und Carey Mulligan verkörpern die beiden Reporterinnen der „New York Times“, die gemeinsam den Gerüchten über Harvey Weinstein nachgehen, Dokumente auftreiben und die Opfer dazu bewegen, sich zitieren zu lassen. Welche Auswirkungen die #MeToo-Bewegung hat, ist längst noch nicht ausgemacht.  Im Vorwort ihres Buchs nennen die Reporterinnen der „New York Times“ drei grundsätzliche Fragen, die bis heute nicht geklärt sind: welche Arten von Fehlverhalten geahndet werden sollen, wie sie geahndet werden sollen und wann ein Vorwurf als zutreffend gelten kann. „Wäre es nur ein Film“, erklärt Megan Twohey, „wäre es hiermit vorbei: Wir Frauen triumphieren. Ende der Geschichte. Doch als Journalistinnen wissen wir, dass echte Geschichten selten so sauber enden.“ Die letzte Abrechnung zum Wandel der vergangenen fünf Jahre sei noch nicht gemacht.

TV-Beitrag: Tiziana Aricò

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