Großfürst Wladimir & seine Polit-Ahnen

Orlando Figes über die Geschichte Russlands

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Wer Wladimir Putin verstehen will, muss die Geschichte Russlands kennen, sagt Orlando Figes. Er zählt zu den renommiertesten Kennern der russischen Geschichte, der als Professor für neuere und neueste Geschichte am Birbeck College an der Londoner Universität zahlreiche hochgelobte Bücher zum Thema geschrieben hat.

Cover "Eine Geschichte Russlands" - Orlando Figes
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In seinem neuen Werk „Eine Geschichte Russlands“ analysiert der britische Historiker die Intentionen Wladimir Putins anhand der Geschichte des Landes in all ihrer Totalität. Schon mit der Eroberung der Krim, im Jahr 2014 hat der 62-Jährige die Arbeit an seinem Buch begonnen. Für den Westen gilt Putin als kleptokratischer Diktator, der von großrussischen Ideen getrieben, die Ukraine annektieren will. Dass die russische Gegenwart noch immer in der Vergangenheit gefangen sei, davon ist Figes überzeugt.

Orlando Figes
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Seine Grundthese: Russland wird viel mehr als andere Staaten der Welt von Ideen aus der Vergangenheit zusammengehalten, gleichzeitig von Geschichten, die ständig umgeschrieben werden. Anders als in Westeuropa habe sich hier kaum eine bürgerliche Zivilgesellschaft herausbilden können. Viele Bürger:innen träumten auch heute noch vom gütigen, göttlichen Zaren.

Denkmal für den russische Großfürsten Wladimir in Moskau
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Putin ließ in Moskau eine gigantische Statue seines Namensvetters, des Großfürsten Wladimir aufstellen. Er herrschte vor mehr als 1000 Jahren über die sogenannte Kiewer Rus, einem Vorläuferstaat der heutigen Nationen Russland, Ukraine und Belarus. Ein politisches Vorbild für den jetzigen Präsidenten, hatte sein Namensvetter doch die Ländereien Russlands gesammelt, verteidigt und einen starken Staat aufgebaut. Auch für Putin ist sein Land immer wieder bedroht und befreit worden. Nun will er es wieder retten. Für ihn gibt es keinen Angriffskrieg, sondern Russland verteidigt sich gegen die Ukraine und gegen den Westen. Es geht um Mythen, Macht und um Geschichte als politisches Werkzeug.

TV-Beitrag: Sandra Krieger

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