Böse Geister

Dostojewskis „Dämonen“ an der Burg in Starbesetzung

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Für den international gefeierten Regisseur Johan Simons ist er der erste Netflix-Autor aller Zeiten. Der fantastische Erzähler Fjodor M. Dostojewski hat seinen Roman „Die Dämonen“ 1873 zuerst in einzelnen Folgen in der Zeitung veröffentlicht. Den 900-Seiten starken Wälzer versucht der Niederländer nun für die Bühne des Burgtheaters zu verdichten und das mit einem hochkarätigen Ensemble.

Szene aus "Dämonen"
Burgtheater/Matthias Horn

Mit Nicholas Ofczarek, Birgit Minichmayr, Maria Happel, Markus Hering und Jan Bülow versucht Simons den Textberg für die Gegenwart zu beleuchten. An dem Stoff interessiert ihn die genaue Analyse des Despotismus, den der russische Dichter schon 1871 prophezeite. Es ist zweifellos sein politisch motiviertester Roman, geht es doch um Intrigen und Irrsinn, um Tod und Terror und um den Kampf der Söhne gegen die Väter. Ein Roman über das Russland des 19. Jahrhunderts, in dem der bröckelnde Zarismus mit neuen zerstörerischen Kräften zusammenprallt.

Dämonen / Burgtheater/ Jan Bülow, Nicholas Ofczarek
Burgtheater/Matthias Horn

Inspirieren ließ sich der Meisterschriftsteller von den historischen Ereignissen im vorrevolutionären Russland rund um den skrupellosen Anarchisten und Mörder Sergei Netschajew. Er veranlasste seine Kameraden ein junges Mitglied seiner Gruppe, den Studenten Iwan Iwanowitsch Iwanow zu ermorden. Sowohl die Handlung als auch die Figuren sind für Simons ungebrochen heutig.

Szene "Dämonen"
Burgtheater/Matthias Horn

„Dostojewski lebte im 19. Jahrhundert, aber nach seinem Tod ist es richtig losgegangen mit dem Kommunismus, was meiner Meinung nach immer noch ein besserer Glaube ist als der Kapitalismus. Denn alles zu teilen ist besser, als wenn jeder nur auf sich schaut. Aber die Ausführung davon ist gescheitert und alle daraus existierenden politischen Systeme sind natürlich schrecklich.“, stellt Simons fest. 

Szene aus "Dämonen"
Burgtheater/Matthias Horn

Es gehe um die Krise der Moral, um eine Gesellschaft, die auf Misstrauen aufgebaut ist, und um die Erinnerung daran, wie es heute ist – nicht nur in Russland. „Zum Weinen“ sei eine Aussage im Stück, wonach alles Intellektuelle abgeschafft werden müsse. Eine Tendenz, die Simons auch im gegenwärtigen Westeuropa erkennen will.

TV-Beitrag: Susanna Schwarzer

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