Mitten ins Schwarze

Der Hype um afrikanische Kunst in Krems

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Weltweit lechzen Museen und Sammler nach Kunst aus Afrika und der Diaspora, gilt sie doch seit einigen Jahren als eine der begehrtesten Aktien auf dem Kunstmarkt. Schon 2016 prophezeite ein US-Nachrichtensender, dass afrikanische Kunst heißer als Gold sei. Eine Prognose, die etwa bei dem ghanaischen Künstler Amoako Boafo mitten ins Schwarze trifft. Um den Sohn eines Fischers und einer Köchin aus Accra ist ein regelrechter Hype entbrannt, dessen Werke Millionenpreise erzielen.

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2014 kam der 1984 Geborene zum Studium an die Akademie der Bildenden Künste nach Wien. Hier lernte er die Werke der Wiener Moderne kennen, eine Begegnung, die sein Kunstschaffen nachhaltig beeinflusst. Angelehnt an die Kunst seiner beiden Vorbilder Gustav Klimt und Egon Schiele begann Boafo Porträts zu malen - virtuos, intensiv und sinnlich malte er ausschließlich schwarze Menschen, eingebettet in farbenprächtige Designs und entwickelt damit einen ganz eigenen neuen und unverwechselbaren Stil.

Werk von Amoako Boafo
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Angeheizt auch von den Debatten um die „Black Lives Matter“-Bewegung hat sich der Wert seiner Werke auf dem Kunstmarkt auf einen Schlag um mehr als das 15-fache ihres Schätzpreises erhöht. Schon vor zwei Jahren ging eines seiner Bilder bei einer Auktion für mehr als 800.000 Euro über den Ladentisch. Ein anderes ist mittlerweile im Besitz des New Yorker Guggenheim-Museums. Heute gilt der 38-Jährige als einer der gefragtesten afrikanischen Künstler weltweit.

Sammler und Künstlermanager Amir Shariat in seiner Wohnung
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Entdeckt hat ihn der in Wien lebende und aus dem Iran stammende Sammler und Künstlermanager Amir Shariat auf der Akademie in Wien. Für den Sammler waren die Bilder so etwas wie die Initialzündung für seine Leidenschaft für Kunst aus Afrika. Gemeinsam mit seinem Bruder zeigt er jetzt seine umfassende Sammlung in der Kunsthalle Krems. Unter dem Titel „New African Portraiture“ werden 70 Arbeiten von 24 Künstler*innen versammelt.

Bild einer Frau vor Nähmaschine aus der Ausstellung „New African Portraiture“
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Es geht um Empowerment, um das Wiedererstarken des Schwarzen Körpers, der sich endlich in die erste Reihe stellt“, sagt der künstlerische Direktor Florian Steininger. Von Anfang an war er sich um die Diskrepanz – „weiße Sammler zeigen schwarze Kunst in einem weißen Museum“ bewusst und hat Ekow Eshun, einen Briten mit ghanaischen Wurzeln als Kurator der Schau an Bord geholt. Lange hätten sich afrikanische Künstler ins Abstrakte geflüchtet, um nicht auf ihre Hautfarbe reduziert zu werden, ist Eshun überzeugt.

Ekow Eshun
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„Der schwarze Körper sei ein Mangel in der Kunstgeschichte, der wiederum zu dem aktuellen Boom an Porträts und figurativer Malerei führe“. Was bedeutet es afrikanisch zu sein, ohne eine Geschichte der Andersheit? Ohne die Geschichte des kolonialen Blicks? Was würde es bedeuten, frei zu sein?

Textilwerk  Frauengesicht hinter vorgehaltener Hand
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Diesen Fragen will die spannende Schau nachgehen.

TV-Beitrag: Markus Greussing

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