Allen Widrigkeiten zum Trotz
Das Theater an der Wien zählt zu den traditionsreichsten Wiener Bühnen, das in seiner 221-jährigen Geschichte zahlreiche fundamentale Richtungswechsel erlebt hat.
Klingende Namen verbindet man mit dem Haus an der Linken Wienzeile: Emanuel Schikaneder, Ludwig van Beethoven, Ferdinand Raimund oder Johann Nestroy, die Wiener Operette trat von hier aus ihren Siegeszug an, im Verband mit den Vereinigten Bühnen Wien wurde das Haus zur Bühne für große Musicalerfolge, wie Andrew Lloyd Webbers „Cats“.
Nach 16 Jahren gibt Langzeitintendant Roland Geyer, der das Theater wieder in eine Opernbühne verwandelt hat, das Zepter an Stefan Herheim weiter, der jetzt ein neues Kapitel aufschlägt und sich gleich zu Amtsbeginn zusätzlichen Herausforderungen stellen muss.
Denn ähnlich wie nach dem 2. Weltkrieg die zerbombte Wiener Staatsoper im Theater an der Wien eine Notunterkunft fand, bezieht der 1970 geborene Osloer für die nächsten zwei Jahre im MQ sein Ausweichquartier. Denn das altehrwürdige Haus muss dringend saniert werden.
Doch das ist nicht die einzige Baustelle für den Norweger, startet er seine Amtszeit doch in schwierigen wie unsicheren Zeiten von Pandemie, Inflation, Energieknappheit und Publikumsschwund. Im Metier der Intendanten mag Stefan Herheim ein Neuling sein. Allerdings blickt der gelernte Cellist als gefeierter Opernregisseur auf jede Menge Erfahrungen zurück.
Die Auftaktproduktion, die am 15. Oktober Premiere feiert, inszeniert der Chef selbst: Leoš Janáčeks „Das schlaue Füchslein“.
Schon eine Woche zuvor eröffnete Regisseurin Ilaria Lanzino die Kammeroper als zweite Spielstätte mit Francesca Caccinis Oper „La Liberazione“. Die Befreiung, vielleicht eine programmatische Ansage? Denn das Werk ist eines der ältesten der Operngeschichte und eines der ersten aus der Feder einer Frau.
Der kulturMontag über die neue Ära in einem alt-ehrwürdigen Theater.
TV-Beitrag: Barbara Pichler-Hausegger & Sandra Krieger