Ziemlich beste Feinde
Mühelos wechselt er zwischen Stand- und Spielbein. Ob als Romancier, Drehbuchautor für TV und Leinwand oder als Dramatiker für die Bühne - Daniel Kehlmann hat auf allen Linien Erfolg.
Hat der deutsch-österreichische Bestseller-Autor noch am Anfang seiner Karriere in der Beschreibung die höchste Kunst gesehen, setzt er vier Theaterstücke und vier Filme später auf die Kraft des Dialogs. Ein wahres Feuerwerk der Worte entzündete Kehlmann in seinem jüngsten Drehbuch für Daniel Brühls Regiedebüt „Nebenan“, das im Vorjahr bei der Berlinale um den Goldenen Bären ritterte. In dem amüsanten wie bitterbösen Vexierspiel wird die Geschichte zweier Berliner Nachbarn erzählt, die unterschiedlicher nicht sein könnten.
Brühl, der als herrliche Selbstpersiflage einen arroganten Filmstar mimt, liefert sich mit seinem Gegenüber, einem zynischen Underdog, einen saftigen Schlagabtausch über Gewinner und Verlierer, über Ost und West, über soziale Ungerechtigkeiten und über die zunehmende Gentrifizierung. Für dieses abgründige Psychodrama holte Brühl seinen langjährigen Freund Daniel Kehlmann, den er vor fast 20 Jahren in der ORF-Sendung „Treffpunkt Kultur“ kennengelernt hat, als Drehbuchautor an Bord.
Jetzt hat der 47-jährige Schriftsteller aus seinem eigenen Filmmanuskript ein Theaterstück gemacht, inszeniert wird die Uraufführung von Burgtheaterdirektor Martin Kušej. Publikumsliebling Florian Teichtmeister schlüpft in die Rolle des erfolgsverwöhnten Strahlemannes, dem Norman Hacker als grantiger Loser gründlich die Kante gibt.
Mit Clarissa Stadler parliert Daniel Kehlmann über sein Kammerspiel, Klischees, Kotzbrocken und andere Katastrophen.
TV-Beitrag: Susanna Schwarzer