Eine Gesellschaft der Verschwender
Er ist einer der berühmtesten Abenteurer der Welt, darüber hinaus Bestsellerautor, gefragter Redner und Talkgast, der oft auch zu brandaktuellen gesellschaftspolitischen Themen kritisch Stellung bezieht: Reinhold Messner.
Disziplin und die Bereitschaft, Ballast abzuwerfen, dazu Respekt vor der Natur und ihren Gefahren – diese Fähigkeiten und Werte begleiten ihn seit jeher. Als erster Mensch hat er alle 14 Achttausender der Bergwelt bestiegen.
Nach wilden Erstbegehungen in den Dolomiten und in den Westalpen kam der Südtiroler 1970 erstmals in den Himalaya und eroberte für sich den Nanga Parbat, der aufgrund der vielen verunglückten Bergsteiger auch „Killer Mountain“ genannt wird.
Auch Messners Expedition endete tragisch, fand doch sein Bruder Günther beim Abstieg den Tod. Ohne künstlichen Sauerstoff hat Reinhold Messner gemeinsam
mit dem Zillertaler Peter Habeler den Mount Everest, mit 8848 Metern der höchste Berg der Welt, erstmalig 1978 bestiegen. Die Wüste Gobi in der Mongolei hat er durchwandert, und auch die Antarktis durchquerte er zu Fuß über den Südpol hinweg, zusammen mit dem Abenteurer Arved Fuchs und mit nur zwei Schlitten im Schlepptau.
Gleich sechs, von ihm persönlich gestaltete Museen in seiner Heimat bewahren die Erinnerungen daran und zeigen eine Welt, wie sie einmal war, als das Thema Klimawandel noch kaum jemanden interessierte.
Natur und Mensch blieben in Messners Leben immer eins. Verzicht ist für die Bergsteiger-Legende das Gebot der Stunde, hat doch unsere Gesellschaft mit Ressourcenknappheit, Energieverbrauch und Klimawandel zu kämpfen. „Mein Weg war der Weg des Verzichts und der war erfolgreich“, sagt der Extrembergsteiger. Er setzt sich deshalb für den Erhalt des traditionellen Alpinismus und der unberührten Natur ein: „Die Wildnis ist in den letzten Jahren immer weiter zurückgedrängt worden. Das können wir nicht länger zulassen.“
Mit hemmungslosem Konsum werde eine Wegwerfgesellschaft die Probleme der Menschheit nicht lösen und Moralpredigten erreiche die Menschen nicht. In Industriestaaten sei das Bruttosozialprodukt zum Fetisch geworden, die Grenzen des Wachstums seien längst erreicht. Und dennoch werden Böden, Wälder, Tiere weiterhin ausgebeutet, als gäbe es kein Morgen.
Im Verzicht, der sein Lebensstil wurde, sieht Messner Hoffnung, Glück und Zufriedenheit und ist überzeugt, dass im Weniger die Zukunft der Menschheit liege. Zu diesem Thema hat Reinhold Messner gemeinsam mit seiner Frau Diane ein sehr persönliches, wie berührendes Buch mit dem Titel „Sinnbilder – Verzicht als Inspiration für ein gelingendes Leben“ geschrieben.
Reinhold und Diane Messner sind live zu Gast im Studio.
TV-Beitrag: Imogena Doderer