Foul, Flanke, Freistoß

Frauen-Fußball & der Feminismus

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„Die Zukunft des Fußballs ist weiblich!“, behauptete FIFA-Präsident Sepp Blatter 1996 im Rahmen der Frauen-Fußball-Weltmeisterschaft in Schweden und sah sich selbst gönnerhaft als Pate des weiblichen Rasenspiels. Der gleiche Mann setzte sich 2004 mit dem Vorschlag, dass die Fußballerinnen in engeren und vor allem knapper sitzenden Höschen spielen sollten, um so die Popularität des Frauenfußballs weiter voranzutreiben ordentlich in die Nesseln. Wurde der selbsternannte „Godfather“ des weiblichen Spiels mit dem Leder anfangs von Experten noch viel belächelt, ist den Frauen im Fußball fast 30 Jahre später ein Vorstoß in neue Dimensionen gelungen.

Laura Feiersinger (AUT), Georgia Stanway (ENG) und Lucy Bronze (ENG)
APA/Georg Hochmuth

Denn der Hype um die Frauen-EM ist riesig, das zeigen die Zuschauerzahlen. Im „Old Trafford“, der Heimspielstätte des Vereins Manchester United fällt der Startschuss für die Europameisterschaft. In jenem legendären Tempel, der von Fans liebevoll „Theater der Träume“ genannt wird jagte zuletzt Superstar Cristiano Ronaldo dem runden Leder nach.

Mary Earps (ENG), Leah Williamson (ENG) und Nicole Billa (AUT)
APA/Georg Hochmuth

Am Mittwochabend eröffnete Gastgeber England das Turnier gegen Österreich vor 71 000 Zuschauern. Und für das diesjährige Endspiel am 31. Juli in Wembley sind die 87 000 Tickets schon vergriffen. Noch vor dem ersten Anpfiff waren rund 500 000 Eintrittskarten für die 31 EM-Spiele verkauft.  Im Vergleich: Vor fünf Jahren in den Niederlanden waren es nach dem Turnier rund 240 000. Es tut sich was im Frauenfußball - auch in Sachen Bezahlung. Das Preisgeld für die 16 teilnehmenden Teams wurde von der UEFA in diesem Jahr auf 16 Millionen Euro verdoppelt. Mehr noch: In den Verbänden steht die Diskussion über Equal Pay, also die gleiche finanzielle Vergütung von Männer- und Frauennationalteams, auf der Agenda. Dabei ist der Frauenfußball gleich alt, wie der Männersport.

Leah Williamson (GBR) gegen Sarah Zadrazil (AUT)
APA/Georg Hochmuth

Schon 1894 wurde er auf der britischen Insel aus der Taufe gehoben, trotz des großen Erfolgs allerdings 1921 wieder verboten, galt er plötzlich als moralisch verwerflich. In Österreich dauerte der Prozess der Institutionalisierung deutlich länger. Einen ersten Höhepunkt erreichte der österreichische Damenfußball in den 1930er-Jahren. 1935 wurde die österreichische Damenfußball-Union gegründet, die sich um die Ausrichtung einer eigenen Meisterschaft für Frauen bemühte. Die Zeit des Nationalsozialismus machte hierzulande wieder alles zunichte. Erst 1990 wurde in Österreich wieder ein Frauen-Nationalteam gegründet, das 2017 mit dem Vorstoß ins Halbfinale bei der Europameisterschaft in den Niederlanden eine Sternstunde erlebte. Doch nach wie vor kämpft der Frauenfußball in vielen Staaten um gesellschaftliche Anerkennung. Dass dieser Frauensport mehr sein kann als ein Klon des Business der Männer und dass selbst von einem durchkommerzialisierten EM-Turnier eine emanzipatorische Kraft ausgehen kann, darüber haben sich

Sarah Puntigam
ORF

Nationalteamspielerin Sarah Puntigam,

Franzobel
ORF

Autor und ausgewiesener Fußball-Fan Franzobel und

Fußballerin
ORF

Nikola Staritz Gedanken gemacht. Die Politikwissenschaftlerin forscht zu Geschlechterverhältnissen im Sport und trainiert die Mädchenmannschaft „FC Torpedo“.

Der kulturMontag über die weibliche Welt des Rasensports.

TV-Beitrag: Alice Pfitzner

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