Pracht-Projekt mit Schattenseiten?

Die Heidi Horten-Collection

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Eine Prime-Location für ein millionenschweres Pracht-Projekt – das ist die Heidi Horten Collection! Das neue Privat-Museum der Milliardärs Witwe Heidi Goëss-Horten ist der lang erwartete Höhepunkt des diesjährigen Wiener Museumssommer.

Heidi Horten
APA/Gert Eggenberger

Mitten in der Wiener Innenstadt – vis-à-vis der Albertina gelegen - hat die 82-jährige Wahlkärntnerin mit Wohnsitz am Wörthersee das Stöcklgebäude im Hanuschhof um kolportierte 30 Millionen Euro erstanden. Das österreichische Architekturbüro „the next ENTERprise“ hat das einstige erzherzogliche Kanzleigebäude umgestaltet, die Fassade aus dem Jahr 1914 aber beibehalten und das Innere des Hauses für den neuen 2000 Quadratmeter großen Kunsttempel fit gemacht.

Agnes Husslein
ORF

„Open“ nennt Direktorin Agnes Husslein die Eröffnungsschau, in der die Architektur im Mittelpunkt stehen soll und nur ein kleiner Teil der hochkarätigen Sammlung zu sehen sein wird. Schon vor vier Jahren konnte Husslein einen repräsentativen Querschnitt der Kunstwerke ihrer langjährigen Freundin im Wiener Leopoldmuseum zeigen.

WOW! Ausstellung 2018 im Leopoldmuseum
APA/Roland Schlager

Unter dem schlichten Titel „Wow“ verzeichnete das Museum damals mit 360 000 Besucher einen famosen Rekord. Kein Wunder, hat Heidi Horten sich doch wahrlich eine Prime-Collection angeschafft, darunter Spitzenwerke von Francis Bacon bis Marc Rothko, von Gustav Klimt bis Franz West. Mehr als 700 Gemälde, Grafiken und Skulpturen, vom Impressionismus bis in die Gegenwart hat die leidenschaftliche Sammlerin nach dem Tod ihres Mannes zusammengetragen. Seit Anfang der 1990er-Jahre frönt Horten ihrer Kunst-Passion. So ersteigerte sie schon einmal mehr als 30 Werke für 22 Millionen Euro in einem Schwung.

Marc Chagalls „Les Amoureux“
Heidi Horten Collection, Bildrecht Wien

Darunter war auch Marc Chagalls „Les Amoureux“ mit einem Hammerpreis von 3,8 Millionen Dollar, das bis heute eines ihrer Lieblingsbilder ist. „Kein Horten von Big Names“, sagt Heidi Horten sei ihre Strategie. Sie kaufe nur das, was ihr gefällt und was sie auch täglich um sich haben kann.

Ausstellungsansicht "Open"
ORF

Zusammen gekommen ist ein Potpourri quer durch die Kunstgeschichte, von der Klassischen Moderne bis in die Gegenwart. Jüngst hat das Wirtschaftsmagazin Forbes das Vermögen der öffentlichkeitsscheuen Sammlerin auf rund 3 Milliarden Euro geschätzt. Im Ranking der reichsten Österreicher landet sie damit unter den Top Ten. Ihr Mann, Helmut Horten hatte der gebürtigen Wienerin nach seinem Tod 1987 ein reiches Erbe hinterlassen, das er durch sein Kaufhausimperium in Deutschland erwirtschaftet hatte. Doch dem „Kaufhaus-König“, wie Helmut Horten genannt wird, haftet ein brauner Makel an, begann er seine Karriere doch 1936, als jüdische Besitzer ihre Unternehmen veräußern mussten. Um der Kritik entgegenzutreten hatte Heidi Horten ein Gutachten beauftragt, um die Vergangenheit ihres Mannes aufzuarbeiten. Anfang des Jahres wurde es von dem deutschen Historiker Peter Hoeres veröffentlicht. Er will Helmut Horten zwar als Nutznießer erkennen, er hätte aber nicht die Arisierung vorangetrieben. Inwieweit wird die historische Aufarbeitung im neuen Museum Platz finden? Mit Hochspannung, einer gehörigen Portion Neugier und voller Vorfreude sieht man dem neuen Wiener Kunsttempel entgegen.

Der kulturMontag mit einem ersten exklusiven Einblick.

TV-Beitrag: Harald Wilde

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