Verlust der Kulturgüter

Die kulturelle Identität der Ukraine in Gefahr

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Die Stadt der goldenen Kuppeln. Ein stolzer Beiname für die Hauptstadt der Ukraine, spiegelt sich doch darin die architektonische Pracht von Kiews Kirchen wider.

Höhlenklosters Lavra
APA/AFP/TASS/A. Poddubny

Die Schönheit des Höhlenklosters Lavra, ein riesiger Klosterkomplex und die atemberaubende Sophienkathedrale zählen seit 1990 zum Weltkulturerbe der UNESCO.

Odessa
APA/AFP/Oleksandr Gimanov

Sie gilt als Perle am Schwarzen Meer: Odessa, einst Verbannungsort für den russischen Dichter Alexander Puschkin, der 1823 verzaubert meinte, man atme hier ganz Europa. Regisseur Sergej Eisenstein setzte der berühmten Potemkinschen Treppe, die vom Hafen in die Altstadt führt in seinem Film „Panzerkreuzer Potemkin“ ein Denkmal. Ein echtes Juwel, sowohl architektonisch als auch atmosphärisch ist Lviv, auf Deutsch Lemberg. Das gesamte historische Zentrum steht auf der Liste des UNESCO Kulturerbes der Menschheit. Die Ukraine – eines der größten Freilichtmuseen Europas.

Odessa Zerstörung
APA/AFP/Oleksandr Gimanov

Seit langen Wochen schon tobt hier der russische Angriffskrieg. Die Verluste sind unermesslich. Neben dem großen menschlichen Leid ist auch zunehmend eine Zerstörung von Kulturgütern zu beklagen. Baudenkmäler, die unwiederbringlich sind. Das kulturelle Erbe als Gedächtnis einer Nation ist durch den Krieg in Gefahr. Rund 200 Kulturdenkmäler sollen durch den russischen Angriffskrieg bereits beschädigt oder zerstört worden sein. Die UNESCO hat eine erste Bilanz des russischen Bombardements vorgelegt und sie ist verheerend.

Theater Mariupol
APA/AFP/Stringer

So zum Beispiel wurde das Theater in Mariupol, ein Bauwerk in sowjetklassizistischem Stil bombardiert, hunderte Menschen starben. Der Angriff steht stellvertretend für den brutalen russischen Angriffskrieg auf die Ukraine, auf die Menschen und auf die Identität des Landes. Nimmt Russland gezielt kulturelle Stätten ins Visier? Jene sind seit 1954 von der Haager Konvention geschützt. Bewusste Angriffe auf das kulturelle Erbe eines Landes gelten als Kriegsverbrechen und können von dem Internationalen Strafgerichtshof geahndet werden. Die Haager Konvention beruft sich auf die identitätsstiftende Funktion nationalen Kulturguts und zählt dessen Beschädigung zur psychologischen Kriegsführung. Auch Russland hat einst die Konvention unterschrieben. Die Realität sieht leider anders aus. Eine internationale Forschungsgruppe des Cultural Heritage Monitoring Lab registriert gefährdete Kulturstätten weltweit und legt nun aktuelle Zahlen für die Ukraine vor. Der russische Angriffskrieg habe 191 Kulturdenkmäler beschädigt, darunter rund 58 religiöse Stätten, 111 Gedenkorte - und ebenjenes Theater in Mariupol.

Theater in Mariupol, zerstört
APA/AFP/Alexander Nemenov

Das kulturelle Erbe der Hafenstadt sei mit am stärksten betroffen, die Hauptstadt Kiew ebenso. Was nicht zerstört wurde, hätten russische Soldaten geraubt, beklagen die Museumsmitarbeiter. Ein Teil der Sammlungen konnte vorher in Sicherheit gebracht werden. Genau das will der internationale Dachverband der Museen ICOM unterstützen. Ein Lagebericht.

TV-Beitrag: Eva Maria Kaiser

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