Über Heimat und deren Verlust
Der Brite Sir Tom Stoppard gehört international zu den bedeutendsten zeitgenössischen Dramatikern, Stücke wie „Rosencrantz und Guildenstern sind tot“, „Arcadia“ oder Drehbücher wie für den oscarprämierten Film „Shakespeare in Love“ ließen ihn in Literatur- und Filmgeschichte eingehen.
Nun wird in Wien sein neuestes, vielleicht sein letztes Stück, wie die 84-jährige Theaterlegende sagt, erstmals in deutscher Sprache aufgeführt. Das Theater in der Josefstadt zeigt das historische Familien-Drama „Leopoldstadt“ - die Geschichte einer großbürgerlichen jüdischen Familie in Wien von der Jahrhundertwende bis in die 1950er Jahre.
Es ist ein Kaleidoskop jüdischer Schicksale, das auch die Nazi-Gräuel nicht ausspart.
Tom Stoppard, der als Engländer aufgewachsen ist, besinnt sich in diesem Stück erstmals literarisch seiner jüdischen Wurzeln. Er wurde 1937 im tschechischen Zlin als Tomáš Sträussler geboren – und musste als Kleinkind vor den Nazis fliehen. Viele Mitglieder seiner Familie wurden umgebracht. Eine genau recherchierte österreichische Geschichtsstunde besonders für die Nachgeborenen, in Zeiten des wieder erstarkenden Antisemitismus.
Die Übersetzung stammt von Daniel Kehlmann, es spielen Josefstadt-Größen von Föttinger bis Köstlinger und Nentwich in der Regie von Janusz Kica.
Wir haben Sir Tom Stoppard in seiner südenglischen Heimat und die Proben im Theater in der Josefstadt besucht.
TV-Bericht: Sandra Ölz