Vom Skandal-Regisseur zum Kulturmanager

Porträt Stefan Herheim

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Als Intendant mag er noch ein Neuling sein, im Musiktheaterbetrieb gilt er schon längst als gefeierter Opernregisseur, der schon manch Skandal ausgelöst hat.

Stefan Herheim
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Stefan Herheim folgt Roland Geyer im September als neuer „Theater an der Wien“–Chef nach. Der gebürtige Osloer und Wahl-Berliner hat Wien zu seinem künftigen Lebensmittelpunkt auserkoren.

Theater an der Wien - Blick auf Bühne
APA/Helmut Fohringer

Denn „die Bühnenbretter des Theaters an der Wien gehören zu den fruchtbarsten kulturellen Äckern Europas, auf dem sich die prächtigsten Früchte ernten lassen“, zeigte sich Herheim anlässlich seiner Designation begeistert. Der Samen dafür sei ein Grundvertrauen in die künstlerische Integrität.

Szenenbild Inszenierung von Stefan Herheim
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Als Regisseur gilt er als Bilderstürmer, der den ganzen Theaterbetrieb in Anspruch nimmt, aber auf stimmige Rahmenbedingungen achtet. Der 52- jährige Norweger schätzt den runden Tisch, er sei „ein Artus-Typ“, der am liebsten im Kollektiv arbeitet. Im kollektiven Gedächtnis ist wohl seine umstrittene Salzburger Festspiel Inszenierung von Mozarts „Entführung im Serail“ aus dem Jahr 2003 gelandet.

Szene „Die Entfuehrung aus dem Serail“
APA/Hans Klaus Techt

Vor den Augen der internationalen Musiktheater-Schickeria samt Prince Charles und Camilla Parker Bowles begann Stefan Herheim mit seiner Exegese buchstäblich bei Adam und Eva. Nackt, wie der Herr sie erschuf, treten Belmonte und Konstanze während der Ouvertüre vors verblüffte Publikum. Bei den Folgevorstellungen kam es zu einer Reihe von Buh-Orkanen. Herheim, schon zurück in Norwegen wurde nach Salzburg beordert und lud zum klärenden Publikumsgespräch. Provokation um der Provokation willen ist Herheims Sache allerdings nicht.

"Parsifal"
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Seit seinem „Parsifal“ in Bayreuth ist er „everybodys darling“. Herheim liebt das Experiment, aber auch „vernachlässigte Gattungen“, wie die Operette, die am Theater an der Wien entstand und geprägt wurde. Und selbstverständlich großes Musiktheater, das es in seiner Ära auch für die Kleinen geben soll. Als Neo-Manager will er lieber auf Identifikation und Motivation setzen, als auf irgendein Motto à la „Der König amüsiert sich“ über eine Saison zu stülpen und dazu passende Stücke und Teams zu suchen. Er selbst war einst ein Tausendsassa, er malte, tanzte, sang, war ein begabter Cellist, auch Countertenor war eine ernste Option für seinen beruflichen Werdegang. Doch sich dafür tagelang allein einzusperren und zu üben war ihm ein Schrecken, lieber mit Menschen im Theater unterwegs sein.

Theater an der Wien
APA/Helmut Fohringer

Auf sein neues Haus muss er noch zwei Jahre verzichten, wird es doch seit März um rund 60 Millionen Euro generalsaniert. Einfach nur zusperren war keine Option, schließlich will Herheim nicht, dass sich die Leute “ihr städtisches Opernhaus“ abgewöhnen. Die Halle E im Museumsquartier ist ab Herbst sein Ausweichquartier für große Formate im Monatsrhythmus.

Stefan Herheim
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Am 23. April verrät Stefan Herheim bei der Pressekonferenz seine Pläne und Clarissa Stadler begrüßt den Neointendanten live im Studio.

TV-Beitrag: Barbara Pichler-Hausegger

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