Schöne neue Welt?
Eine Welt ohne Armut, Kriege und Krankheit - hört sich schön an, doch diese Utopie des dystopischen SciFi-Klassikers „Brave New World“ des britischen Autors Aldous Huxley von 1932 hat wie so ziemlich jede Utopie einen gewaltigen Haken. Denn es gibt zwar freien Sex und reichlich Konsum, doch die Menschen werden gezüchtet, in fünf Kasten eingeteilt, auf ihre gesellschaftliche Rolle konditioniert sowie mit einer Droge emotional ruhig gestellt. Wer dennoch nicht spurt, nicht die Regeln einhält, landet im Exil, den Reservaten. Bis eines Tages einer diese Widerspenstigen sich wehrt und damit das gesamte Gesellschaftssystem ins Wanken bringt.
Eine dystopische Idee, wie sie im weitesten Sinne im sogenannten „Social Credit System“ des chinesischen Machthabers der Gegenwart real wurde. Das Big Data Konzept ist Chinas Weg in die IT-Diktatur.
Welchen Einfluss Science Fiction-Literatur auf die heutige Tech-Branche hat, lässt sich in dem Roman „Snow Crash“ des US-amerikanischen Autors Neal Stephenson festmachen. Vor 30 Jahren prägte er darin den Begriff Metaversum. Frühzeitig beschrieb er Ideen wie Kryptowährungen oder eine Schnittstelle zwischen Gehirn und Computer, wie sie Elon Musk mit seinem Unternehmen Neuralink bauen will. Als Mark Zuckerberg Ende Oktober 2021 verkündete, den Mutterkonzern von Facebook, Instagram und WhatsApp in Meta umzubenennen, präsentierte er seine Pläne für ein sogenanntes Metaversum, in dem die reale mit der virtuellen Welt verschmelze soll. Denn Internet 2.0 war gestern.
Ähnlich wie in Stephensons Roman verspricht das Metaversum den Vorstoß in neue Dimensionen. High-Tech-Konzerne wollen damit eine Parallelwelt erschaffen, in der Menschen mit ihren Avataren nicht nur wie bisher miteinander spielen, sondern auch virtuelle Häuser bauen, Investments tätigen, shoppen gehen, Konzerte besuchen, sich lieben und nicht zuletzt auch dort arbeiten.
Ein netter Traum für Krypto-Aficionados – oder ein wirklicher Teil der künftigen Arbeitswelt? Eine Utopie, vor der man sich fürchten muss?
TV-Beitrag: Stefan Schlager