Ein Rotzbub aus Siegheilskirchen
Österreich der 1960er-Jahre mitten in einem Dorf namens Siegheilskirchen, einem Ort im erzkatholisch geprägten Hinterland der Alpenrepublik mit ausgeprägten braunen Flecken. Mit der spießigen Enge seiner Heimat kommt der „Rotzbub“, Sohn braver Wirtshausleute nicht zurecht und verschafft sich durch seine Zeichnungen Luft.

Er ist talentiert, unterhält seine Mitschüler mit anrüchigen Bildern, verdient damit sein erstes Geld und eckt naturgemäß an. Bilder der Fleischhauerin, noch dazu nackt – das ist zu viel für die erregte Dorfgemeinde. Den Ewiggestrigen ist das ein Dorn im Auge und sie basteln schon an einer Bombe.

Eine Lausbubengeschichte, die das Leben des Karikaturisten Manfred Deix lustvoll unter die Lupe nimmt. Keiner konnte die Spezies Österreicher bissiger karikieren, keiner lieferte eine derart schonungslose, wie lustige Gesellschaftskritik. Denn Humor war dem 2016 verstorbenen „Beach Boy“ unter den Zeichnern wichtig. Sein Figurenkosmos lernt jetzt in Marcus H. Rosenmüllers Film „Rotzbub“ laufen und erzählt in animierten Bildern von seinen Wurzeln.

Der Cast strotzt nur so vor Publikumslieblingen. Markus Freistätter, Thomas Stipsits, Adele Neuhauser, Erwin Steinhauer, Katharina Straßer, Ulrike Beimpold, Roland Düringer, Branko Samarovski, Wolfgang Böck, Juergen Maurer, Gerti Drassl, Gregor Seberg, Karl Fischer und Mario Canedo bevölkern mit ihren Stimmen den Ort Siegheilkirchen.

Zwei Cameos seien noch besonders hervorgehoben: Armin Assinger als Gendarm ist wohl der Glücksgriff des Jahrtausends und Bilderbuch-Frontman Maurice Ernst als Einfaltspinsel die Entdeckung des Jahrzehnts. Ein anarchistisch und hundsgemeines Charakterporträt, von einem der humorvoll aufbegehrte.
TV-Beitrag: Tatjana Berlakovich