Misere der Machtlosigkeit

Simon Stone inszeniert „Wozzeck“ an der Staatsoper

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„Jeder Mensch ist ein Abgrund“, seufzt Wozzeck schmerzhaft und ersticht seine Geliebte Marie – das einzige, wozu er zu diesem Zeitpunkt seiner Lebenstragödie noch in der Lage ist. Georg Büchners Sozialtragödie Woyzeck um die Zukunftslosigkeit von armen, ausgebeuteten Menschen und die Gnadenlosigkeit des Militärlebens fand durch Alban Berg eine kongeniale Umsetzung.

Alban Berg
APA/Herbert Neubauer

„Der Krieg bringt keine Helden hervor, er spuckt nur brutale, zerstörerische Monster aus“ war der österreichische Komponist überzeugt. Er musste am eigenen Leib erfahren, was Soldatentum heißt und verarbeitete sein eigenes Leid als Soldat im Ersten Weltkrieg. Alban Berg nahm 1915 das Dramenfragment „Woyzeck“ von Georg Büchner, damals beinahe ein Jahrhundert alt, als Vorlage für seine Oper. Der Stoff behandelt nicht nur Klassenunterschiede. Es ist eine Analyse psychopathologischer Entstellungen eines verzweifelten Menschen, die unter die Haut geht.

Szenenbild "Wozzeck"
ORF

Regie-Berserker Simon Stone verlegt seinen „Wozzeck“ in die Gegenwart nach Wien und entwirft das Psychogramm eines Femizids. Wozzeck ist Leiharbeiter, ein Außenseiter, der ausgenutzt und benutzt wird, der zurückschlägt und mordet.  Er ist ein Opfer, das wirkliche Opfer allerdings ist seine Frau. Femizid ist ein großes Problem in Österreich. Mehr als 30 Frauenmorde wurden im Vorjahr begangen.

Szenenbild "Wozzeck"
ORF

„Es gehört bei uns zur schrecklichen Normalität, dass Frauen von gedemütigten, ausgenutzten Männern für deren eigenes Versagen mit ihrem Leben büßen müssen. Daher muss das Stück genau im Jetzt spielen, weil es das Problem jetzt gibt, und es ist für mich keine Frage, dass dieses Werk in Wien spielen wird.“, analysiert Regisseur Simon Stone.

Der kulturMontag mit einem Premierenbericht.

TV-Beitrag: Barbara Pichler-Hausegger

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