Nichts für schwache Nerven
Ihr Heimatland Georgien hat soeben die Kandidatur zur EU-Mitgliedschaft eingereicht. Ein Land, in dem der russisch-georgische Krieg von 2008 wieder allgegenwärtig ist. Zu frisch sind noch die Erinnerungen an den Kaukasuskrieg. Seit Putin den Angriffskrieg gegen die Ukraine losgetreten hat, fürchtet man in Georgien die erneute Invasion.
Es fehlte nicht an Warnungen, sagt die georgisch-deutsche Schriftstellerin Nino Haratischwili, führte Putin doch 1996 einen Krieg in Tschetschenien, 2008 in Georgien, 2014 in der Ukraine, 2015 in Syrien und jetzt wieder in der Ukraine. Die permanente Bedrohung ist der 38-Jährigen, die in Tiflis geboren wurde, sehr vertraut. Ihre Erinnerungen haben eine gewaltige Kraft.
In ihrem neuen Roman „Das mangelnde Licht“ schreibt Nino Haratischwili nach dem düsteren Tschetschenien-Roman „Die Katze und der General“ erneut über das Land, in dem sie selbst geboren und aufgewachsen ist: das Georgien der frühen 90er-Jahre, ein taumelnder Ort zwischen Anarchie und kindlicher Sehnsucht, Sinnlichkeit, Besessenheit, Verrat, Blutrache und oft enttäuschter Hoffnung. Durch Ihren neuen Roman zieht sich die ständige Präsenz von Gewalt, Krieg und Tod. In ihrem neuen Buch versuchen vier junge Frauen, im umkämpften postsowjetischen Georgien den Weg in eine zivile Gesellschaft zu finden.
Eine Adaption ihres Romans wurde zeitgleich zum Erscheinen am Hamburger Thalia Theater mit großem Erfolg uraufgeführt. Star-Regisseurin Jette Steckel inszenierte die viereinhalbstündige Geschichte rund um die vier Freundinnen und deren Liebesbeziehungen in den Wirren von Korruption und Krieg, Frauenverachtung und Drogenkartellen.
Das Thalia-Team bringt diesen mächtigen Erzählreigen bunt, abwechslungsreich, drastisch und gefühlvoll auf die Bühne. Aus dem Roman ist ein großer Theaterabend entstanden, in Anbetracht der derzeitigen politischen Lage das Stück der Stunde.
TV-Beitrag: Allegra Pirker
Links:
„Das mangelnde Licht“ - Nino Haratischwili
„Das mangelnde Licht“ - Thalia Theater
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