Verletztes Völkerrecht
„Liebe Freunde in aller Welt, das, was wir befürchtet haben, aber wofür wir auch bereit sind, ist eingetreten. Wladimir Putin, der Hitler des 21. Jahrhunderts, will unser Land erobern. Ukrainische Städte und das Militär geraten unter Beschuss der russischen Armee. Aber wir glauben an unseren Sieg, den Sieg des Guten über das Böse, den Sieg des Lichts über die Finsternis Russlands, das die ganze Welt zerstören will. Wir glauben an die internationale Unterstützung und vor allem an die ukrainische Armee.“

Mit diesen eindringlichen Worten meldet sich Schriftsteller Juri Andruchowytsch aus dem Westen der Ukraine, aus seiner Heimatstadt Iwano-Frankiwsk, deren Flughafen gestern früh vom russischen Militär zerstört wurde. Seit den Morgenstunden am Donnerstag, den 24. Februar herrscht Krieg in der Ukraine. Mitten in Europa herrscht nun Krieg. Viele waren überrascht, woher die plötzliche Zuspitzung und militärische Aggression kommt.

Den Angriff begründet Präsident Wladimir Putin mit einer nötigen „Entnazifizierung“ des Landes. Andruchowytsch stellt in der Rede Putins Orwell`sche Elemente fest. Putin nenne Krieg Frieden, Attacke nenne er Verteidigung und seine Ideologie stamme aus dem 19. Jahrhundert. Putin, der nur geopolitisch denke, habe jeglichen Kontakt zur Realität verloren und interessiere sich weder für die realen Probleme Russlands, noch für die reale Ukraine.

Für den Künstler Mykola Rydnyi, der Teil des Aufbruchs nach der Orangen Revolution war scheint es, als wäre der Kalte Krieg reaktiviert. Rydnyi, der 2015 seine Heimat auf der Biennale vertreten hat beschäftigt sich in seiner Kunst mit der Frage der Entmenschlichung durch die Darstellung von Gewalt und ihrer Auswirkung auf die Gesellschaft. Er versuchte sich gestern aus der Hauptstadt Kiew nach Lemberg im Westen der Ukraine durchzuschlagen.

Sein Künstlerkollege Nikita Kadan, der 2019 eine große Personale im Wiener Mumok hatte will trotz fortschreitender Bombardements Kiew nicht verlassen. Wie erleben die Menschen in der Ukraine den eskalierenden Konflikt mit Russland?
Der kulturMontag mit aktuellen Interviews. Live im Studio ist der Historiker Philipp Ther.
TV-Beitrag: Harald Wilde, Florian Kölsch
Links:
- Nikita Kadan
- Mykola Rydnyi
- Juri Andruchowytsch
- „Euromaidan. Was in der Ukraine auf dem Spiel steht.“ - Hg.: Juri Andruchowytsch
- „Die Lieblinge der Justiz“- Juri Andruchowytsch
- Philipp Ther
- „In den Stürmen der Transformation. Zwei Werften zwischen Sozialismus und der EU.“ - Phillip Ther, Ulf Brunnbauer, Piotr Filipkowski, Andrew Hodges, Stefano Petrungaro, Peter Wegenschimmel
- kulturMontag