Die Antibiotika-Krise

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Die preisgekrönte Dokumentation begibt sich auf Spurensuche nach den Gründen und Lösungen für die Ausbreitung von Antibiotika-Resistenzen.

Mehr als 1,2 Millionen Menschen weltweit starben Schätzungen zufolge 2019 an Infektionen durch multiresistente Keime. Erreger, die gegen sämtliche verfügbare Antibiotika resistent sind. Laut Studien könnte diese Zahl bis 2050 auf zehn Millionen Tote jährlich steigen.

Der Mikrobiologe Richard Novick schaut durch eine Petrischale.
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Der Mikrobiologe Richard Novick forscht an der New York University zu Antibiotika-Resistenzen und hat schon früh vor dem Missbrauch von Antibiotika in der Tiermast gewarnt.

Die Weltgesundheitsorganisation hat Antibiotikaresistenzen zu einer der zehn größten Bedrohungen für die globale Gesundheit erklärt. Wir steuern auf ein postantibiotisches Zeitalter zu, in dem uns Medikamente nicht mehr gegen Infektionen schützen können.

Der britische Ökonom und ehemalige Staatssekretär Jim O'Neill sitzt in einem Büroraum während des Interviews.
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Der britische Ökonom und ehemalige Staatssekretär Jim O'Neill brachte das Thema Antibiotikaresistenz auf den Radar der Vereinten Nationen.

Dass resistente Keime rasant zunehmen, ist eine Folge unseres sorglosen Umgangs mit den lebensrettenden Medikamenten. In der Humanmedizin, aber auch in der Tiermast.

Rinderfütterung auf einer Rinderfarm in Colorado, USA.
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Rinder während einer Fütterung auf einer Farm in Colorado, USA.

Warum werden völlig gesunden Hühnern oder Schweinen massenhaft Antibiotika ins Futter gemischt? Ein Grund dafür seien Ertragssteigerungen durch schnelleres Wachstum der Tiere, meint die US-Wissenschaftsjournalistin Maryn McKenna. Ein anderer Grund sei, dass die Medikamente verabreicht werden, um möglichen Krankheiten vorzubeugen. 2016 kamen achtzig Prozent aller in den USA verabreichten Antibiotika in der Tiermast zum Einsatz.

Der Mikrobiologe Timothy Walsh nimmt auf einer Hühnerfarm in Vietnam Proben von Hühnerkot.
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Der Mikrobiologe Timothy Walsh, hier auf einer Hühnerfarm in Vietnam, entdeckte einen Resistenzmechanismus, der eine der letzten Antibiotikaklassen wirkungslos macht.

Sogenannte Reserveantibiotika, die nur in besonders schweren Fällen eingesetzt werden, sollten laut WHO der Behandlung von Menschen vorbehalten sein - einige davon werden aber etwa in Deutschland und Österreich nach wie vor auch Tieren verabreicht.

Der deutsche Nephrologe Gerd-Ludwig Meyer und zwei Kolleginnen in Schutzkleidung nehmen vor einem Hühnermastbetrieb Proben.
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Der deutsche Nephrologe Gerd-Ludwig Meyer nimmt mit seinem Team Proben von Staphylokokken, die sich über die Abluftschächte eines Hühnermastbetriebs in der Umwelt verbreiten.

Dazu kommt, dass sich namhafte Pharmakonzerne immer öfter aus der Antibiotika-Forschung zurückziehen, weil hohe Entwicklungskosten und zunehmende Resistenzen auch bei neuen Antibiotika ihr Geschäft zusehends unrentabel machen.

PatientInnen des Dhaka Medical Hospital müssen aufgrund von Platzmangel am Boden liegen.
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Im Dhaka Medical Hospital müssen die Kranken wegen Überfüllung am Fußboden liegen. Dadurch kommt es häufig zu Infektionen. Auch mit Antibiotika-resistenten Keimen.

Eine Welt ohne Antibiotika würde sich deutlich von der unterscheiden, in der wir heute leben: Wie im 19. Jahrhundert würden massenweise Menschen an einfachsten Infektionen sterben, lebensrettende Operationen und die Behandlung schwerer Krankheiten wären wegen der Folgerisiken kaum mehr durchführbar.

Luftaufnahme von Reno, Nevada, bei Nacht.
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Im Krankenhaus von Reno starb 2016 eine Frau an einer Infektion mit einem panresistenten Keim.

Ein Fall aus den USA sorgte 2016 für Schlagzeilen: Eine Patientin wurde mit einer Blutvergiftung ins Krankenhaus von Reno, Nevada eingeliefert. Sie hatte sich während eines Spitalsaufenthalt in Indien mit dem hochresistenten Klebsiella pneumoniae-Bakterium infiziert. Es war gegen alle 26 in den USA zugelassenen Antibiotika resistent. Die ÄrztInnen konnten der Frau nicht mehr helfen. Sie verstarb.

Dr. Tanveer Ahmed führt den Mikrobiologen Timothy Walsh durch das Dhaka Medical Hospital in Bangladesch.
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Dr. Tanveer Ahmed führt den Mikrobiologen Timothy Walsh durch das Dhaka Medical Hospital in Bangladesch.

Die preisgekrönte Dokumentation von Regisseur Michael Wech begibt sich weltweit auf Spurensuche nach Gründen und Lösungen für die Krise und belegt schonungslos die globalen Zusammenhänge, die zu einer immer rasanteren Ausbreitung von Antibiotika-Resistenzen führen. Zu Wort kommen ÄrztInnen, MolekularbiologInnen, HistorikerInnen und PatientInnen aus den USA, Deutschland, Vietnam, Bangladesch, Großbritannien und der Schweiz.

Regie

Michael Wech

Drehbuch

Michael Wech

Kamera

Johannes Imdahl

Sven Kiesche

Musik

Andreas Lucas