Der letzte große Kaiser - Franz Joseph I. zwischen Macht und Ohnmacht
Erbe Österreich: Der letzte große Kaiser - Franz Joseph I. zwischen Macht und Ohnmacht
Dokumentation, 2016
Dienstag, 17.11.2020, 21.55 Uhr
Wh. Mi 00.55 Uhr, Do 01.45 Uhr, Sa 03.05 Uhr
In die Ära Franz Joseph fallen militärische Konflikte und persönliche Schicksalsschläge wie der Selbstmord seines Sohnes Rudolf und die Ermordung seiner Frau Sisi. Andererseits erlebte die Donaumonarchie einen wirtschaftlichen Aufschwung und eine kulturelle Hochblüte. Franz Joseph I. (1830-1916) war bereits zu Lebzeiten eine Legende. Mit 68 Jahren an der Macht war er der längst dienende Herrscher aus dem Hause Habsburg.
Im Herbst 1848 tobte in Wien die Revolution und der amtierende Kaiser Ferdinand der Gütige (1793-1875) war gesundheitlich angeschlagen. Am 2. Dezember übergab der kinderlose Monarch seinem 18-jährigen Neffen Krone und Amtsgeschäfte. Ohne bombastische Krönung in einer Kathedrale, sondern in einer vergleichsweise schlichten, familiären Zeremonie wurde aus dem blutjungen Erzherzog ein Kaiser von Gottes Gnaden. Franz erhielt den Beinamen Joseph, um an den beliebten Joseph II. (1741-1790) zu erinnern. Doch ganz im Gegensatz zu seinem reformfreudigen Vorfahren, verstand sich der neue Kaiser von Österreich und König von Ungarn nicht als Neugestalter, sondern als Bewahrer, als oberster Beamter. Zu seinen ersten Amtshandlungen zählten auch die Unterschriften unter den Todesurteilen von Aufständischen der 1848er-Revolution und ungarischen Unabhängigkeitskämpfern.

ORF/Vaughan Filmproduktion
Im Alter von 18 Jahren wird Erzherzog Franz Joseph von seinem Onkel, Kaiser Ferdinand dem Gütigen, im Rahmen einer schlichten Zeremonie im tschechischen Olmütz die Krone übergeben, wohin die Kaiserfamilie vor der Revolution in Wien geflohen war.
In seine lange Regierungszeit fallen Kriege und militärische Niederlagen sowie persönliche Schicksalsschläge wie die Hinrichtung seines Bruders Maximilian in Mexiko, der Selbstmord seines Sohnes, Kronprinz Rudolf, sowie die Ermordung seiner Frau und später die des Thronfolgers Franz Ferdinand. Andererseits erlebte die Donaumonarchie in der Ära Franz Joseph einen wirtschaftlichen Aufschwung und eine kulturelle Hochblüte. Die Prachtbauten der Wiener Ringstraße sind Zeugen dieser Epoche. Schon zu Lebzeiten wurde der Kaiser nostalgisch verklärt, nicht zuletzt wegen der Beziehung zu seiner Frau, der ebenfalls sagenumwobenen und äußerst beliebten Kaiserin Sisi. Die offensichtlich problematische Ehe tat der Glorifizierung des Kaiserpaares durch das Volk keinen Abbruch. Im Winter 1916 starb Franz Joseph an einer Lungenerkrankung.

ORF/Vaughan Filmproduktion
Nach der Hochzeit verbrachte das Traumpaar die Flitterwochen in Laxenburg, in einer zauberhaften Park- und Schlossanlage im Süden von Wien.
Roswitha und Ronald P. Vaughan suchen in ihrer Dokumentation den Menschen hinter der würdigen Fassade des Kaisers. Briefe des Monarchen an seine Frau und seinen Kinder zeigen einen sensiblen, liebevollen Menschen, der unter seiner Macht leidet und darauf mit Ohnmacht reagiert und diesen Umstand mit amtlicher Würde überdeckt. Gegen Ende seines Lebens entwickelt sich der gestrenge Kaiser zu einem liebevollen, verspielten Opa für seine Enkelkinder im Schloss Wallsee an der Donau in Niederösterreich.

ORF/Vaughan Filmproduktion/Industriellenvereinigung
Gemälde von Kaiser Franz Joseph I.
Gestaltung: Ronald und Roswitha Vaughan
Dokumentation, 2016
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