Der Kampf um Prag - Medien gegen Panzer
Samstag, 5.9.2015, 21.05 Uhr
Wh. So 09.55 Uhr und Mo 01.25 Uhr
Panzer der kommunistischen Warschauer Pakt-Staaten rollen im August 1968 durch Prag, die Reformbewegung wird niedergeschlagen - es ist das Ende des „Prager Frühlings“. Ein Ziel der Invasionstruppen damals: die Radio- und TV-Sender der damaligen CSSR. Ein Mann sollte sofort verhaftet werden: Jiří Pelikán, Generaldirektor des Fernsehens und einer der Protagonisten eines „Kommunismus mit menschlichem Antlitz“.

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Jiří Pelikán, der bis zu seinem Tod im Jahre 1999 in Italien lebte, erinnert sich in dieser Dokumentation, wie er im Sommer 1968 in Prag untertauchte und seine Mitarbeiter aus dem Untergrund so lange sendeten, wie es nur ging. „Wir hatten 40 verschiedene Stellen, wo wir provisorische Studios eingerichtet hatten und unsere Berichte ausstrahlten“, erzählt Jiří Pelikán.

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Dr. Helmut Zilk, Jiří Pelikán
Zeitzeugen erinnern sich
Der ORF wird durch die Ereignisse im Nachbarland zur medialen Schaltstelle weltweiter Information; hier werden aus der CSSR geschmuggelte Filme entwickelt, erstmals gesendet und von vielen Networks übernommen. Klaus Hipfl und Werner Fitzthum haben mit den wichtigsten medialen Zeitzeugen jener Tage gesprochen: Gerd Bacher (1925-2015), damals Generalintendant des eben erst entpolitisierten ORF. Fernsehdirektor Helmut Zilk (1927-2008) und Hugo Portisch, Chefkommentator und Berichterstatter über den „Prager Frühling“.

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Pelikan, Bacher, Zilk und Portisch erinnern sich nicht nur an die politischen und medialen Ereignisse des Sommers 1968, sondern auch an persönlich Berührendes, wie etwa den TV-Aufruf, der verschollene Jiří Pelikán solle sich doch melden.
Auch der spätere Bundespräsident Thomas Klestil (1932-2004) war in die Ereignisse rund um den 20. und 21. August 1968 persönlich involviert: Als Sekretär des damaligen Bundeskanzlers Josef Klaus (1910-2001) war er es, der in den frühen Morgenstunden zum Kanzler, der auf Sommerfrische im Tullnerfeld war, fuhr, um ihn über den Einmarsch zu informieren. Klestil erinnert sich, dass Klaus „nur über die Gendarmerie zu erreichen war, aber die war in dieser Nacht nicht besetzt!“

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Bereits im April 1968 habe er von Breschnew persönlich den Befehl erhalten, alles für eine Invasion der CSSR vorzubereiten, erzählt der damalige Oberbefehlshaber der sowjetischen Truppen, General Alexander Mayorov, im ORF Exklusivinterview. „Unsere Aufgabe war es, den Sozialismus zu verteidigen“, ist der General auch Jahrzehnte danach überzeugt.
Neben diesen wichtigsten Augenzeugen der Ereignisse beim Kampf um Prag im Jahr 1968 kommen ehemalige Reporter, Kameraleute und Fernsehsprecher des ORF und des damaligen CSSR Fernsehens zu Wort. Der sowjetische Kameramann Anatoli Koloschin stellte exklusives Bildmaterial ebenso zur Verfügung, wie Archive in Prag.

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Gestalter Klaus Hipfl mit General Alexander Mayorov (re.) und dessen Gattin
Der Film von Klaus Hipfl und Werner Fitzthum zeichnet die Geschehnisse rund um die Niederschlagung des „Prager Frühlings“ nach und belegt durch die Aussagen der wichtigsten medialen Protagonisten jener Tage, welche Bedeutung gerade auch das Medium Fernsehen damals im internationalen Informationsbereich erstmals hatte.

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Klaus Hipfl, Werner Fitzthum
Dokumentation, 2004
Weitere Sendungen dieser Reihe:
- Baumeister der Republik: Michael und Marianne Hainisch
Mutter und Sohn Hainisch haben die österreichische Republik maßgeblich geprägt. Marianne Hainisch gilt als eine der ersten und wichtigsten Frauenrechtlerinnen Österreichs, Michael Hainisch trug maßgeblich dazu bei, das fragile Konstrukt der Ersten Republik zusammen zu halten.
- Baumeister der Republik: Karl Seitz
„Was wir als Vertreter des Volkes von den Ämtern wünschen, ist einfach gesagt: Der Bürger will nicht als Akt, sondern als Mensch behandelt werden.“ Alfred Schwarz folgt dem Leben eines Politikers, der kämpferisch und stets korrekt und bescheiden war.
- Baumeister der Republik: Wilhelm Miklas
Die ORF-III-Dokumentation von Alfred Schwarz portraitiert jenen Kandidaten, der 1928 als christlich-sozialer Politiker vom Parlament zum österreichischen Bundespräsidenten gewählt wurde und als einziger österreichischer Amtsträger Hitler Widerstand leistete.
- Baumeisterinnen der Republik: Adelheid Popp
Sie war eine der ersten weiblichen Nationalratsabgeordneten und forderte schon Anfang des 20. Jahrhunderts die Gleichstellung der Frau in der Ehe und im Beruf, den legalen und kostenlosen Schwangerschaftsabbruch, die Einführung der Karenzzeit u.ä.m. ORF III portraitiert eine der wichtigsten Politikerinnen der Ersten Republik.