zeit.geschichte

Wuchteln, Schmäh, Politsatire - Geschichte des österreichischen Kabaretts 1918 - 1945

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ORF III wirft einen Blick zurück auf die Geschichte des österreichischen Kabaretts, kommentiert von prominenten Vertretern des heimischen Kabaretts wie Michael Niavarani, Angelika Niedetzky, Joesi Prokopetz, Andrea Händler, Lukas Resetarits, Florian Scheuba, Werner Sobotka, Erwin Steinhauer und Andreas Vitasek.

Im Jahr 1918 ist Österreich vom Ersten Weltkrieg gezeichnet. Das einstige Habsburgerreich ist auf „den Rest", Österreich, zusammengeschrumpft. Im Programm steht seichte Unterhaltung, Gesellschaftskritik ist nicht gefragt und bis 1926 sogar zensiert. Doch der österreichische Humor setzt sich langsam wieder durch. Politisch bissig ist zum Beispiel Karl Kraus; anfänglich selbst kriegsbegeistert, wird er bald zum Verfechter des Friedens. Seine Ablehnung der Kriegstreiberei verarbeitet er 1919 im satirischen Theaterstück „Die letzten Tage der Menschheit". Während die Donaumonarchie sonst meist romantisiert wird, liefert er darin eine schonungslose Abrechnung mit dieser untergehenden Gesellschaft.

Auch Fritz Grünbaum beginnt in dieser Zeit als Kabarettist aufzutreten. "Wenn er den Mund auftat – ein ‚Feuerwerk des Gehirns'. Schießt pausenlos seine Witzraketen und Bonmots mit überdrehter Logik ins überraschte Parkett. Famose Begabung! Viel zu schade für Wien", schreibt ein Zeitgenosse. Ab 1922 treten Fritz Grünbaum und Karl Farkas zusammen im Kabarett Simpl in Wien im kabarettistischen Streitgespräch auf. Dieses Format der „Doppelconférence" wurde von den beiden nicht erfunden, doch unter ihnen erreichte es im Österreich der 1920er und 1930er Jahre seinen Höhepunkt. Farkas und Grünbaum waren es auch, die zu dieser Zeit Kabarett-Revuen ins Simpl brachten.

Für das Kabarett eine Blütezeit – doch schon bald droht der nächste Krieg. Verfolgung und Zensur durch den Nationalsozialismus radieren die Kabarettszene Österreichs fast aus. Viele jüdische Humoristen fliehen ins Ausland oder werden deportiert. Unter ihnen auch Fritz Grünbaum. Zu Silvester 1940 tritt er noch einmal vor seinen Leidensgenossen im KZ Dachau auf und stirbt zwei Wochen später – laut Totenschein „an Herzlähmung abgegangen".

Gestaltung

Daniel Popovic

Drehbuch

Valentin Badura