Zurück zur Natur

Die Leopoldstadt, der 2. Wiener Gemeindebezirk, ist fast eine Insel zwischen Donau und Donaukanal. Maggie Entenfellner ist mit dem Pilzexperten Stefan Marxer im grünen Prater unterwegs. Sie sind auf der Suche nach den wundersamen Geschöpfen, die weder Tier noch Pflanze sind. Schwefelporlinge und Morcheln, also die typischen Frühlingspilze, schauen sich die beiden genauer an. Ernährungswissenschafterin Margot Fischer kredenzt eine Bergheusuppe und Karfiolblätter in Haselnuss-Soße. Der sparsame Umgang mit Ressourcen ist ihr ein besonderes Anliegen. Deshalb gart sie ihre Speisen in der Kochkiste, ganz ohne Strom oder Gas. Die studierte Architektin Christiane Wery hat sich nach Stationen in Kanada, Deutschland und Frankreich schlussendlich in der Leopoldstadt niedergelassen und widmet sich hier dem nachhaltigen Textildesign. Mit Leinen aus dem Mühlviertel und wasserbasierten Farben bedruckt sie Stoffe.

Margot Fischer – Ernährungswissenschaftlerin

Margot Fischer hat bereits mit 13 Jahren begonnen, sich mit Ernährung zu beschäftigen. Früh begann sie, die eigene Familie zu bekochen. In den 70er Jahren, als Wildkräuter noch als Unkraut galten, begann ihre Beschäftigung mit essbaren Kräutern. Mittlerweile hat Margot 20 Bücher geschrieben und mit ihren Vorträgen und Workshops u.a. die Kochkiste wieder populär gemacht. Kochkisten gibt es im weitesten Sinne seit der Steinzeit, als man Speisen in Blätter hüllte und mit heißen Steinen in Erdlöchern garte. Margot hat sich selbst eine Kochkiste aus einer historischen Kühltruhe gebastelt und mit Heu gefüllt. Sie nützt sie aus ökologischen wie ökonomischen Gründen, was für sie gleichbedeutend ist. Für Zurück zur Natur bereitet sie auf diese Weise eine Bergheusuppe und Karfiolblätter mit Haselnusssauce zu.

Christiane Wery - Textildesignerin

Christiane Wery war auf der ganzen Welt zuhause. Aufgewachsen in Kanada studierte sie in Deutschland und arbeitete zuletzt in Frankreich. Mit ihrem Mann kam sie nach Wien, um zu bleiben. 2013 eröffnete die studierte Architektin eine kleine Textilwerkstatt. Hier kann sie ihre ökologische Lebensweise voll ausleben. Sie verwendet ausschließlich Biostoffe wie Mühlviertler Leinen und natürliche Farben zum Bedrucken ihrer Stoffe. Nur in den akkuraten Schnittvorlagen und den professionellen Sieben spiegelt sich noch ihr früherer Job im Architekturbüro wider. Sie beginnt ihre Arbeiten mit dem Design von Mustern, dann folgt das Aussuchen des passenden Musters und dann wird im Siebdruckverfahren mit einer sogenannten Rakel das Muster auf den Stoff gebracht. Das Nähen der Polster, Notebookhüllen oder Kosmetiktäschchen hat sich Christiane selber beigebracht.

Stefan Marxer – Pilzexperte

Agrarwissenschafter Stefan Marxer hat seinen Fokus auf Schwammerl aller Art gerichtet. In seiner Kindheit gab es vor allem die „Heilige Dreifaltigkeit an Speisepilzen“, also Steinpilze, Parasol und Eierschwammerl. Heute interessiert er sich für jeden Pilz, seine Beschaffenheit und die Relevanz in der Natur. Denn ohne Pilze, so sagt er, gäbe es keine Wälder. Bäume hätte es in Urzeiten nicht geschafft, vom Meer an Land zu kommen. Stefan wandert auf der Suche nach Frühlingspilzen mit Maggie Entenfellner durch den grünen Prater. Dabei geht es aber nicht ums Pilzsammeln, sondern ums Bestimmen und Bewundern. Sie finden Schwefelporlinge und Speisemorcheln und trinken einen Vitaltee aus dem flachen Lackporling.