Hollywoods Filmkomponisten

Vienna in Hollywood - Pioniere der Filmmusik

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Sie wurden von den Nazis in die Emigration gezwungen, ihrer Heimat und Muttersprache beraubt. Ihre wichtigste Sprache konnte man ihnen aber nicht nehmen – jene der Musik. Barbara Weissenbeck erzählt in ihrer Doku von jüdischen Komponisten aus Wien, die in den USA Fuß fassen konnten und mit ihrem Talent, ihrer klassischen Ausbildung und ihrem symphonischen Zugang zur Musik das schufen, was heute als „Hollywood-Sound“ immer noch fortgeschrieben wird. Dazu zählen die einstigen musikalischen Wunderkinder Max Steiner, Erich Wolfgang Korngold und Hanns Eisler.

Stummfilmbegleitung in der Old Town Music Hall in Los Angeles
ORF/Filmwerkstatt Wien/Roman Bagner
Stummfilmbegleitung in der Old Town Music Hall in Los Angeles

New York, 1933: King Kong, Giga-Gorilla und Schwerenöter, der Blondinen bevorzugt, erklimmt das Empire State Building. In seiner Pranke: die zappelnde Fay Wray, die als „Scream Queen“ in die Filmgeschichte eingehen sollte. Doch die Tapsigkeit seiner Bewegungen – der damals noch jungen Stop-Motion-Technik geschuldet - wirkt eher drollig denn bedrohlich. Erst als die Klettertour mit effektvoller Musik unterlegt wird, entfaltet der Primat seine Monstrosität. Der Film wird zum Kassenschlager.

Der österreichische Komponist Max Steiner beim Dirigieren der Orchesteraufnahme der Filmmusik zum Film „King Kong“ 1933
ORF/Filmwerkstatt Wien/Max Steiner
Der österreichische Komponist Max Steiner beim Dirigieren der Orchesteraufnahme der Filmmusik zum Film „King Kong“ 1933

Verantwortlich für den Score ist der Wiener Max Steiner, der fortan als „Vater der Filmmusik“ gilt. Der Wiener dirigiert mit 12 Jahren seine erste Operette, mit 15 wird er Profimusiker. Sein Vater ist Unternehmer im Wiener Prater, ihm verdankt die Stadt eines ihrer berühmtesten Wahrzeichen: das Riesenrad. 1929 kommt er in Hollywood an – in dem Jahr, als die Studios beschließen, nur noch Tonfilme zu drehen. Dank eines großen Mitarbeiterstabs schafft er Soundtracks am laufenden Band. 24-mal wird er für einen Oscar nominiert, dreimal erhält er einen. Ausgerechnet sein berühmtester Film geht leer aus: „Vom Winde verweht“.

Erich Wolfgang Korngold mit Paul Henreid und Bette Davis beim Einstudieren des Textes zum Film „Deception“, 1946
ORF/Filmwerkstatt Wien/Erich Wolfgang Korngold Collection
Erich Wolfgang Korngold mit Paul Henreid und Bette Davis beim Einstudieren des Textes zum Film „Deception“, 1946

Ein Wunderkind auch er: Erich Wolfgang Korngold. Mit elf Jahren komponiert er das Ballett „Der Schneemann“, „Die tote Stadt“ ist immer noch eine vielgespielte Oper. Nach Hollywood holt ihn Max Reinhardt, der an der Adaption von Shakespeares „Ein Sommernachtstraum“ arbeitet. Das Ensemble des Films besteht aus den größten Stars der damaligen Zeit -  Korngold wird berühmt – und die Produktion zu einem veritablen kommerziellen Flop. Korngold greift Wagners Idee des Leitmotivs auf, das er situativ variiert. Er arbeitet nur nachts, komponiert am Klavier, lässt sich die tagsüber gedrehten Szenen auf die Leinwand projizieren.

Der österreichische Filmmusikkomponist Erich Wolfgang Korngold bei der Oscar-Verleihung für die Filmmusik zum Film „Robin Hood“
ORF/Filmwerkstatt Wien/Erich Wolfgang Korngold Collection
Der österreichische Filmmusikkomponist Erich Wolfgang Korngold bei der Oscar-Verleihung für die Filmmusik zum Film „Robin Hood“

Mit zwei Oscars wird sein Werk gekrönt, darunter „The Adventures Of Robin Hood“. Weniger glückhaft war die Karriere von Hanns Eisler, einst Schüler von Arnold Schönberg und Weggefährte von Bertolt Brecht. Letzterer liefert auch die Vorlage zu dem Anti-Nazi-Film „Hangmen Also Die!“, bei dem Fritz Lang Regie führt. Eisler erhält dafür eine Oscar-Nominierung. Seine Sympathie für den Kommunismus bringt ihn letztlich vor das „Komitee für unamerikanische Umtriebe“. Kurz danach wird er aus den Vereinigten Staaten ausgewiesen.

Orchesteraufstellung in Wiens Filmmusikstudio, der Synchronstage
ORF/Filmwerkstatt Wien/Synchronstage
Orchesteraufstellung in Wiens Filmmusikstudio, der Synchronstage

Barbara Weissenbeck schildert in ihrer Doku auch, wie Filmmusik zu einem „kriegswichtigen“ Instrument wurde: dies- wie jenseits des Atlantiks. So entstand mit der Wien Film 1938 das drittgrößte Filmstudio in Nazi-Deutschland. Die damals geschaffene Synchron-Bühne ist heute, Jahrzehnte später, eines der meistgebuchten Studios für die Produktion zeitgenössischer Hollywood-Musik.

Eine Koproduktion von ORF und Filmwerkstatt Wien
mit Unterstützung von Filmfonds Wien, Fernsehfonds Austria und VGR

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