kulturMontag Spezial Zum 100. Geb. v. Marlon Brando am 3.4.2024:

Marlon Brando - Hollywoods ewiger Rebell

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Die Zigarette lässig im Mundwinkel, das T-Shirt eng um die muskulöse Brust gespannt, Wut und Aufbegehren im Blick – so ist Marlon Brando ins kollektive Gedächtnis eingebrannt: das Sexsymbol, der „Wilde“, der Unangepasste. Doch Brando war viel mehr als Posterboy und Symbolfigur der im Mief der 1950er-Jahre erstickenden Teenager-Generation: ein schauspielerisches Genie, ein Getriebener und ewiger Rebell. Mit Filmausschnitten aus den Meilensteinen seiner Karriere wie „Endstation Sehnsucht“, „Die Faust im Nacken“ oder „Der Pate“ und mittels Interviews mit Filmpartnern, Weggefährtinnen und Expertinnen zeichnet Regisseur Philippe Kohly das Porträt einer Ikone – zu sehen anlässlich Brandos 100. Geburtstag.

Marlon Brando in einem Werbefoto (1950) für seinen ersten Film „The Men“, in dem er einen querschnittsgelähmten Kriegsveteranen spielt
ORF/ARTE FRANCE/Getty Images/Moviepix/John Kobal Foundation
Marlon Brando in einem Werbefoto (1950) für seinen ersten Film „The Men“, in dem er einen querschnittsgelähmten Kriegsveteranen spielt

Das vielstrapazierte Klischee vom künstlerisch begabten Menschen, der erst durch ein Tal persönlichen Leids gehen muss, um Großes aus sich heraus zu schöpfen – ist es nicht längst und vielfach widerlegt? Im Fall von Marlon Brando scheint es doch einen wahren Kern zu haben. Als Kind muss er die Ehekriege seiner Eltern miterleben. Der Vater ist Alkoholiker, beruflich fast immer auf Achse, ein notorischer Ehebrecher. Wenn er aber einmal daheim ist, gibt er den Haustyrann. Auch die Mutter ist ständig abwesend, geistig jedenfalls. Auch sie ist Alkoholikerin. Um sie wachzurütteln und ihre Aufmerksamkeit zu gewinnen, spielt ihr Marlon allerlei Tiere vor – Clownerien, die vielleicht als seine erste schauspielerische Leistung bezeichnet werden könnten. In der unerwiderten Liebe zur Mutter mag seine spätere Getriebenheit begründet sein. Als junger Mann zieht er nach New York City und verdingt sich als Liftboy.

George Englund schrieb zwei Bücher über seinen Freund und Kollegen Marlon Brando, die 2004 bzw. 2005 veröffentlicht wurden
ORF/ARTE FRANCE
George Englund schrieb zwei Bücher über seinen Freund und Kollegen Marlon Brando, die 2004 bzw. 2005 veröffentlicht wurden

Und tatsächlich: Es geht bergauf. Er beobachtet, wie junge Frauen in das Gebäude vis-à-vis strömen. Er folgt ihnen und findet sich in einer Schauspielschule wieder. Genauer gesagt: In der Klasse von Stella Adler, die method acting unterrichtet, das auf emotionaler Wahrheit basiert. Nicht viel später erobert er den Broadway. Seine Darstellung des Stanley Kowalski in Tennessee Williams´ Stück „Endstation Sehnsucht“ wird zur Theatersensation. Er spielt dieselbe Rolle in der Hollywood-Verfilmung und begründet so seinen Status als Film-Ikone. Von nun an eilt er von Triumph zu Triumph, sogar an der Seite der berühmtesten Shakespeare-Darsteller seiner Zeit brilliert er in der Verfilmung von „Julius Caesar“. Mit seiner Rolle in „Der Wilde“ wird er zum Vorbild einer ganzen Generation. Brando steht für das Aufbegehren gegen Konventionen und US-Prüderie. Elvis und James Dean nehmen Anleihe an seiner rebellischen Haltung.

Autorin Patrica Bosworth, schrieb eine Biografie über Marlon Brando
ORF/ARTE FRANCE
Autorin Patrica Bosworth, schrieb eine Biografie über Marlon Brando

Doch der Schauspieler scheint mit seinem eigenen Ruhm nicht Schritt halten zu können, scheint sich in seiner Rolle als Sexsymbol zusehends unwohl zu fühlen. Ist er in seine Karriere nur hineingestolpert wie einst in seine Schauspielschule? Für dieselbe Bezahlung würde er auch jeden anderen Beruf annehmen, sagt er später in einem Interview. Je populärer er wird, desto mehr verweigert er sich dem Starsystem. Er erarbeitet sich den Ruf eines Schwierigen, drei Regisseure verschleißt er bei den Dreharbeiten zu „Meuterei auf der Bounty“. Mit seiner Rollenwahl droht er mehr und mehr in die Bedeutungslosigkeit herabzusinken. Er habe es nicht anders gewollt, könnte man meinen.

Rovert Duvall, Filmpartner von Marlon Brando in „Der Pate – The Godfather, 1972“
ORF/ARTE FRANCE
Rovert Duvall, Filmpartner von Marlon Brando in „Der Pate – The Godfather, 1972“

Regisseur Philippe Kohly zeichnet in seiner Dokumentation nach, wie Brando in seiner späteren Karriere noch einmal der Weg zurück an die Spitze gelungen ist. Mit seiner Leistung in Francis Ford Coppolas „Der Pate“ hat er sich wohl für immer einen Platz auf dem Schauspiel-Olymp gesichert.

Regie
Philippe Kohly

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