Ein Odysseus aus Venedig

Die abenteuerlichen Reisen des Marco Polo

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Er hat von Venedig aus den Fernen Osten entdeckt, mit seinen Reiseerinnerungen „Die Wunder der Welt“ einen Weltbestseller geschrieben. Vor 700 Jahren starb Marco Polo, dessen „Neuvermessung der Welt“ - ob wahr oder nicht - als erstes Zeichen der Globalisierung gilt und bis heute fasziniert. Heute ziert sein Name Kleidung, Teebeutel und Reiseführer, seine Geschichte wurde unzählige Male verfilmt, etwa 1938 mit Gary Cooper als Marco Polo und eine neue Fantasy-Verfilmung des US-amerikanischen Regisseurs Rob Cohen ist schon für 2026 angekündigt.

Marco Polo Büste
ORF

Kaum ein Reisender ist so berühmt wie der Venezianer Marco Polo, der 1271 im Alter von 17 Jahren gemeinsam mit seinem Vater und seinem Onkel seine Asienreise angetreten hat. 24 Jahre sollte sie dauern. In der Zeit der Kreuzzüge gelangten die Polos über Palästina, über die berühmte Seidenstraße bis an den Hof des Enkels von Dschingis Khan, Kublai Khan. Dieser herrschte Mitte des 13. Jahrhunderts über die Mongolei und weite Teile Chinas und wollte seine Macht auf das gesamte Reich der Mitte ausweiten. Hier ein kleiner venezianischer Nobody, dort der Herrscher eines Weltreichs. Konnte das gutgehen? Wenn man dem Bericht Marco Polos glauben darf, von Anfang an gut und überraschend schnell. Denn der Mongolenherrscher war allem Neuen und Unbekannten gegenüber aufgeschlossen. Wechselseitige Neugier war sichtlich die Triebfeder im Erkunden neuer Wirklichkeiten.

Landkarte der Reisen Marco Polos
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Während Vater und Onkel ihren Geschäften nachgingen, erlernte Marco verschiedene Sprachen im Mongolenreich. Kublai Khan betraute ihn mit Sondermissionen, machte ihn gar zu seinem Präfekten. Als Diplomat und Vertrauter in fürstlichen Diensten reiste Marco Polo in den nächsten siebzehn Jahren durch Tibet, durch die Regionen am Jangtse, am Gelben Fluss und am Mekong. Als erster Europäer gelangte Marco Polo ins Innere von Birma und ins Gebiet der heutigen Staaten Thailand und Vietnam, möglicherweise auch sogar nach Sibirien. Seine Entdeckungsreisen fanden lange vor den Forschungsreisen des 18. Jahrhunderts und lange vor jenen der Konquistadoren und Entdecker des 15. und 16. Jahrhunderts statt. Und das ohne Eroberungsgelüste, Überlegenheitsgefühl oder Missionierungswahn und auch ohne jeden Anflug von exotischer Schwärmerei.

Zum 700. Todestag gedenkt seine Heimatstadt Venedig ihres legendären Sohnes mit einer großangelegten Ausstellung im Palazzo Ducale. Mehr als 300 Werke aus venezianischen Sammlungen, aus den größten und bedeutendsten italienischen und europäischen Institutionen, sowie Leihgaben von Museen in Armenien, China, Katar und Kanada zeichnen ein aufschlussreiches Bild der „Welten des Marco Polo“. Die Schau wirft dabei hochaktuelle Fragen auf: Wie kann man mit anderen Kulturen in Dialog treten, ohne die eigene Identität aufzugeben? Wie lassen sich die Beziehungen zwischen Völkern und Ländern regeln?

TV-Beitrag: Sandra Ölz

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