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Peter Falk versus Columbo

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Ein alter Trenchcoat, ein grauer Peugeot 403, eine halb zerkaute Zigarre, ein deprimierter Hund und eine Frau, die durch ihre Abwesenheit omnipräsent ist: „Oh, und ich vergaß, nur noch eine Frage...“ Unverkennbar Columbo – der über Jahrzehnte beliebteste TV-Kommissar, Anti-Held und Publikumsliebling – gespielt von Peter Falk. Doch der Columbo-Darsteller hatte weit mehr im Repertoire als nur den sympathisch-zerzausten Cop aus L.A. Er arbeitete mit den größten Regisseuren seiner Zeit wie John Cassavetes, Sidney Pollack und Wim Wenders. Doch wer war Peter Falk? Basierend auf zahlreichen Interviews, umfangreichen Archivmaterial und vielen Filmausschnitten zeichnen Gaëlle Royer und Pascal Cuissot das Bild eines vielschichtigen Menschendarstellers.

Filmszene aus "Columbo - Meine Tote, deine Tote"
ORF/ARTE FRANCE
Filmszene aus "Columbo - Meine Tote, deine Tote" (Columbo - A Friend Indeed), USA 1974: Richard Kiley, Peter Falk

Täuschen und Tarnen waren Handwerk wie Erfolgsrezept des Peter Falk: Verschanzt hinter der schiefen Kopfhaltung, dem in sich gekehrten Silberblick und dem kunstvoll zerknitterten Trenchcoat verbarg er seinen messerscharfen Verstand, gaukelte den zu überführenden Verbrechern den leicht trotteligen Kriminalisten vor und lockte sie so in die Falle. Peter Falk konnte man beim Denken zuschauen, das zeichnete sein präzises Spiel aus. Zu Beginn seiner Karriere war sein Rollenfach noch auf der anderen Seite des Gesetzes angesiedelt. Ausgestattet mit dem Slang der New Yorker Bronx, in der er aufwuchs, spielte er Killer und Mafiosi – schon damals mit seinem Markenzeichen, dem Trenchcoat. Zweimal in kurzer Folge – 1961 und 1962 - wurde er für den Oscar nominiert, was ihn zu der launigen Bemerkung hinreißen ließ: „Mein Mantel und ich sind wieder einmal nominiert.“

Peter Falk
ORF/ARTE FRANCE

Sehr früh begann Falk, Sohn jüdischer Einwanderer aus Europa, mit dem Rollenstudium. Sein Vater besaß eine Textilreinigungsfirma und belieferte das berüchtigte Gefängnis Sing Sing mit Kleidung für die Insassen. So kam es, dass Falk im Alter von 17 Jahren in einer Baseballmannschaft gegen die Häftlinge spielte und New Yorks mächtige Unterweltbosse aus unmittelbarer Nähe erleben konnte. Dass er später den Beruf des Schauspielers ergriff, ist seinem Selbstvertrauen zu verdanken. Im Alter von drei Jahren musste er nach einer Tumoroperation ein Glasauge tragen – und setzte später seinen Silberblick gewitzt in seinen Rollen ein.

Filmszene aus "Columbo - Doppelter Schlag"
ORF/ARTE FRANCE
Filmszene aus "Columbo - Doppelter Schlag" (Columbo - Double Shock), USA 1973: Martin Landau, Peter Falk

Einem nicht geringen Teil des Publikums ist Peter Falk ausschließlich als Lt. Columbo bekannt. Doch ebenso gehörte er zu den Lieblingsschauspielern des unkonventionellen Independent-Regisseurs John Cassavetes, der ihm 1970 in „Ehemänner“ und 1975 in „Eine Frau unter Einfluss“ an der Seite von Gena Rowlands zu seinen vielleicht beeindruckendsten Rollen verhalf. Aus einem spontanen Einfall spät in der Nacht ergab sich Peter Falks Engagement bei Wim Wenders. Der deutsche Regisseur steckte mitten in den Dreharbeiten zu „Der Himmel über Berlin“, als ihm bewusst wurde, dass ihm eine Rolle für seinen Film fehlte und diese einzig und allein von Falk gespielt werden könnte. Wenders gelang es, die Telefonnummer von Falk zu ergattern, wenige Minuten hatte er ihn am Apparat - und eine Zusage. So leicht lässt sich manchmal ein Geniestreich einfädeln.

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